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Aktien Fair Value Update VISA – Mastercard – 10/2021

Vorwort zu VISA und Mastercard

In unserem zehnten Fair Value Update haben wir die Aktien von VISA und Mastercard neubewertet. VISA und Mastercard sind mit die größten Zahlungsnetzwerke der Welt. Dabei wickeln sie im Wesentlichen die Zahlungen ab und berechnen dafür Gebühren, abhängig von Transaktionsvolumen und Transaktionsart. Beide Geschäftsmodelle folgen dem sogenannten „Four-Party-Modell“. Streng genommen kann man bei VISA und Mastercard schon eher von IT-Unternehmen sprechen, die eine große Anzahl an Daten und Transaktionen verarbeiten.

Charakteristisch für das Geschäftsmodell von VISA und Mastercard sind sogenannte Rückvergütungen (Rebates/Incentives). VISA und Mastercard buhlen um „Issuer“, also Banken und andere Finanzinstitute, die die VISA und Mastercard Kredit- und Debitkarten in Umlauf bringen. Dabei vereinbaren die Institute mit VISA und Mastercard, dass bei Erreichen bestimmter Transaktionsvolumina Gebühren zurückgezahlt werden. In den veröffentlichten Reports beider Zahlungsdienstleister sind diese im Anhang bei den Angaben zu den Umsätzen enthalten.

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Mastercard 10-Q Report – Q3 2021

Bei Mastercard hat der Anteil der Rückvergütungen im laufenden Geschäftsjahr 2021 rund 36,3% betragen, bei VISA rund 25,7%.

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VISA 10-K Report – Q4/FY 2021

Vor einigen Tagen sind zwei Nachrichten veröffentlicht wurden, die etwas Unruhe unter Investoren verursacht haben. Zum einen wurde der 13-F Report von Berkshire Hathaway veröffentlicht. Dieser ist von institutionellen Investoren in den USA quartalsweise offenzulegen und beinhaltet Informationen zu den gehaltenen Aktienpaketen. Daraus ging hervor, dass Warren Buffetts Konglomerat die Anteile an VISA und Mastercard etwas reduziert hat.

Die zweite Nachricht war, dass Amazon UK die Zahlung mit britischen VISA Karten nicht mehr annehmen möchte. Nach dem EU-Austritt von UK haben beide Netzwerke die Gunst der Stunde erkannt und ihre Gebühren erhöht. Die EU hat die Gebühren mit der „Interchange Fee Regulation“ auf 0,3% des Volumens bei Verbraucherkäufen gedeckelt. In den USA betragen diese z.B. rund 2%. Die Reaktion von Amazon UK hat die Märkte aufgeschreckt und dazu geführt, dass die Preise von Aktien von Zahlungsdienstleistern etwas gesunken sind. Die Interpretation der Märkte dieser Aktion ist, dass VISA nun weniger Marktmacht hat und seine Gebühren nicht mehr durchsetzen kann.

Im Hinblick auf die aufgekommene Diskussion, ob der Burggraben, bzw. Wettbewerbsvorteil von VISA und Mastercard langsam Risse bekommt, möchten wir uns nicht unbedingt nur auf das Bauchgefühl und die Märkte verlassen, sondern auch in Blick in Daten und Zahlen werfen. Getreu dem Motto „Keep it simple“ möchten wir daher die Tiefe des Burggrabens anhand einer Zahl darstellen, des Verhältnisses von Rückvergütungen zu Bruttoumsätzen (also Umsatz vor Auszahlung der Rückvergütung). Der Trend zu mehr Wettbewerb, z.B. durch Paypal, Klarna usw., ist schon länger da und müsste schon in den vergangenen Jahren zu Margendruck geführt haben.

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Eigene Darstellung – Quelle VISA und Mastercard Geschäftsberichte

Wir denken, dass dieses Bild mehr sagt als 1000 Worte. Es ist ein deutlicher Trend zu erkennen, dass der Anteil der Rückvergütungen am Umsatz schon seit fast einem Jahrzehnt kontinuierlich steigt. Ein Unternehmen, dass seinen Kunden Geld zahlt, damit sie bei ihm bleiben klingt schon merkwürdig, aber dass es jedes Jahr immer mehr zahlt ist schon sehr auffällig. Was kann der Grund dafür sein? Eigentlich können wir uns nur einen vorstellen: Wettbewerb!

Bank A geht zu VISA und sagt, dass sie gerne VISA Kreditkarten ausgeben möchten. VISA sagt zu Bank A wir nehmen von euch eine Gebühr von 2%. Und wenn ihr das Volumen X erreicht, erhaltet ihr 100€ zurück. Bank A überlegt sich das und geht zu Mastercard. Die sagen: Wir nehmen auch 2%, aber wenn ihr Volumen X erreicht habt, dann kriegt ihr von uns 120€ zurück. Welche Karten wird dann wohl Bank A ausgeben?

Neben VISA und Mastercard sind nun neue Unternehmen am Markt, die genau diese Logik ebenfalls vertreiben. Das soll heißen, das Problem ist nicht neu und VISA und Mastercard haben schon seit längerem damit zu kämpfen. Das heißt auch, dass das Wachstum teilweise teuer erkauft wird.

Wir denken, dass damit deutlich wird, dass die Herausforderungen bei diesen beiden Zahlungsnetzwerken schon lange bestehen. Trotzdem darf man nicht außer Acht lassen, dass beide unglaublich überragende Unternehmen sind. Beide erzielen Traummargen und konnten in der Vergangenheit tolle Wachstumsraten aufweisen. Daher wird es nun Zeit für unser Fair Value Update.

Im Übrigen sind in unserer Aktien-Watchlist zahlreiche Unternehmen enthalten, für die es auf dieser Website noch keine Analyse gibt, aber wir schon einen Fair Value ermittelt und unsere Einschätzung zu den fundamentalen Kennzahlen getroffen haben. Wenn Sie sich zu unserem Newsletter (siehe unten) anmelden, dann erhalten sie diese Liste einmal die Woche jeden Samstagmorgen.

Wir möchten an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen, dass unsere ermittelten Fair Values keine Kursziele darstellen! Wir können (leider) nicht vorhersagen, in welche Richtung sich der Aktienmarkt und Preise entwickeln werden. Daher konzentrieren wir uns darauf unterbewertete Aktien zu finden. Alles andere macht auch einfach keinen Sinn.

Fair Value Update

Mastercard

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Übersicht Zahlen Q3 2021

Auf Basis der neuen Erkenntnisse haben wir unsere Schätzungen für das DCF Verfahren aktualisiert. Unter Berücksichtigung der neuen Informationen ergibt sich folgender neuer Fair Value für die Mastercard Aktie:

Fair Value Mastercard Aktie Q3 2021Wert je Aktie
Fair Value heute (Alt)315 USD
Fair Value heute (Neu)284 USD
Fair Value in 2 Jahren298 USD
Aktueller Kurs320 USD

Unsere letzte Analyse zur Mastercard Aktie ist hier zu finden: Klick. Die Aktie ist somit überbewertet.

VISA Mastercard Beitrag1

VISA

VISA Q4
Übersicht Zahlen Q4 2021

Auf Basis der neuen Erkenntnisse haben wir unsere Schätzungen für das DCF Verfahren aktualisiert. Unter Berücksichtigung der neuen Informationen ergibt sich folgender neuer Fair Value für die VISA Aktie:

Fair Value VISA Aktie Q4 2021Wert je Aktie
Fair Value heute (Alt)149 USD
Fair Value heute (Neu)139 USD
Fair Value in 2 Jahren153 USD
Aktueller Kurs195 USD

Die Aktie ist somit überbewertet.

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Fazit und Ausblick

Die Zahlungsdienstleistungen sind ein tolles Beispiel für eine Branche, die in der Vergangenheit durch mehr oder wenige unbesiegbare Unternehmen beherrscht wurde und nun nach und nach durch neue technologische Entwicklungen aufgeweicht wird. Neue Wettbewerber kommen ins Spiel und mischen die Karten neu. Das klingt jetzt etwas übertriebener als es wirklich ist, denn VISA und Mastercard sind immer noch die unangefochtenen Platzhirsche auf dem Gebiet. Dennoch ist die Entwicklung bemerkenswert und sollte Investoren aufhorchen lassen.

Beide Zahlungsnetzwerke haben viele Millionen Akzeptanzstellen weltweit und haben auch bei vielen neuen Technologien ihre Finger im Spiel. Der Burggraben ist noch intakt, aber nicht mehr so tief wie er einmal war. Die fundamentalen Zahlen sind weiterhin sehr beeindruckend und andere Konkurrenten und Branchen können nur davon träumen. In Hinblick auf die Bewertung hat der Kursrutsch der letzten Tage etwas Luft rausgenommen, denn unserer Einschätzung nach sind beide Aktien weiterhin stark überbewertet. Die starke Reduzierung des Fair Values bei Mastercard hat weniger mit schlechteren Wachstumsaussichten zu tun, sondern liegt fast ausschließlich an steigenden Kapitalkosten.

Vielen Dank für ihr Interesse und fürs Lesen!

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Die Aktien-Watchlist enthält unsere aktuell gültigen Fair Values und wird wöchentlich auf Basis der Schlusskurse des Freitags aktualisiert, um mögliche Unterbewertungen zu identifizieren. In der Regel sind auch schon Aktien enthalten, für die die Analyse noch nicht veröffentlicht wurde. Sie wird Samstagmorgen an die Newsletterabonnenten verschickt.

Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise zur Aktienanalyse.

Die Analyse stellt keine Anlagenberatung dar oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der Aktie. Der Autor ist in beide Aktien investiert.

Quelle Beitragsbild: CANVA