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Analyse Lufthansa AG Aktie

Vorwort zur Lufthansa Aktie

Bevor wir mit unserer etwas „anderen“ Aktienanalyse zur Lufthansa Aktie beginnen, möchten wir einige grundsätzliche Worte zur Bewertung eines solches in Schwierigkeiten geratenen Unternehmens und sogar einer ganzen Branche verlieren.

Viele haben überrascht geschaut, als Warren Buffett auf seiner Hauptversammlung verkündete, alle Airline Aktien verkauft zu haben, da er langfristig von einem veränderten Verhalten der Konsumenten ausgeht. Umso erstaunlicher ist diese Kehrtwende gewesen, da Buffett erst vor kurzem diese Beteiligungen aufgebaut hat, in der Vergangenheit aber auf die Schwierigkeiten in der Flugbranche hingewiesen hat. Unter anderem wurde bemängelt, dass die Margen eher überschaubar sind und dass das Business sehr kapitalintensiv ist. Nichts desto trotz sah er Potential für einen immer stärker wachsenden Markt, der nun in Folge der Coronakrise abrupt beendet und auf ein Niveau der 60er Jahre geprügelt wurde. Die Lufthansa Führung geht davon aus, dass eine Normalisierung des Luftverkehrs erst in 2023 erreicht wird.

Eine Einschätzung der Entwicklung ist ehrlicherweise momentan eigentlich nicht möglich und jede Prognose ist reine „Glaskugelei“. Keine statistischen Methoden können im Moment die Entwicklung extrapolieren oder einen Entwicklungszyklus fortschreiben. So etwas gab es noch nicht und kann nicht erfasst werden. Das sind die 5% außerhalb des 95% Konfidenzintervalls, die eigentlich niemand so wirklich für möglich hält.

Wie in jeder anderen Analyse, die wir durchführen, haben wir uns die Entwicklung der Lufthansa der vergangenen Jahre angeschaut, haben die fundamentalen Kennzahlen ermittelt, das KGV, das KBV, den Graham Value und ein DCF Verfahren durchgeführt. Im 2019er Geschäftsbericht sieht alles plausibel aus, die Zahlen sind in Ordnung, die Lufthansa ein Unternehmen mit Potential. Was jedoch danach kommt ist kaum zu erfassen.

Das Stabilisierungspaket für die Lufthansa wird womöglich eine Insolvenz abwenden, vorausgesetzt die Aktionäre stimmen noch dafür, doch wird dies gleichzeitig eine große Belastung für die Lufthansa. Die Abgabe der Flugzeuge und Slots, wie von der EU Kommission gefordert, wird verkraftbar sein, doch die laufenden Zinszahlungen und die Tilgung der staatlichen Hilfen werden eine große Belastung sein. Der Free Cashflow betrug in den vergangenen drei Jahren, die gerne als die stärksten Jahre der Lufthansa bezeichnet werden, in Summe! knapp 3 Mrd. Euro. Damit wäre gerade mal das KfW Darlehen getilgt. Womöglich wird die Lufthansa in einigen Jahren neue Schulden aufnehmen müssen, um den Staat wieder loszuwerden. Das ist ein sehr teuer erkauftes Stabilisierungspaket.

Wir möchten unbedingt zum Ausdruck bringen, dass die folgende Aktienanalyse, die sich deutlich von den anderen unterscheidet, mit einer sehr großen Unsicherheit verbunden ist. Um in der Airline-Sprache zu bleiben ist es fast ein Blindflug, den wir jedoch machen um zumindest in die richtige Richtung zu kommen, soweit es zumindest möglich ist und von uns einigermaßen vertretbar.

Ein entscheidendes Konzept, wird Ihnen bei der Interpretation der Ergebnisse weiterhelfen und Sie bei ihrer Investmentauswahl nie im Stich lassen, die Margin of Safety! Wenn Sie das nicht vergessen und immer beherzigen, dann werden Sie nicht enttäuscht werden.

Beschreibung des Unternehmens Lufthansa AG

Die Lufthansa AG ist ein deutscher Luftfahrtkonzern die größte europäische Airline. In 2019 bestand die Flotte aus 763 Flugzeugen und die Lufthansa hatte 138 Tausend Mitarbeiter. Darüber hinaus wurden 145 Millionen Passagiere transportiert.

Die Lufthansa Gruppe ist in sechs Geschäftsfelder organisiert.

  • Network Airlines
  • Eurowings
  • Technik
  • Logistik
  • Catering
  • Weitere Gesellschaften

Zum Geschäftsfeld Network Airlines gehören die Flug-gesellschaften Lufthansa German Airlines, SWISS und Austrian Airlines. Sie erzielten 2019 mit 23 Mrd € rund 62% des Konzernumsatzes.

Das Geschäftsfeld Eurowings besteht aus den Flugbetrieben Eurowings und Brussels Airlines. Dieses hat 2019 mit rund 4 Mrd. € etwa 11% des Umsatzes erwirtschaftet.

Das Geschäftsfeld Logistik umfasst neben der Lufthansa Cargo AG, dem Spezialisten für das Logistikgeschäft der Lufthansa Group, auch die auf das Management von Luftfrachtcontainern spezialisierte Jettainer-Gruppe, die auf besonders eilige Sendungen spezialisierte Tochter time:matters. Der Anteil am Umsatz lag bei 7% (2,4 Mrd. €).

Lufthansa Technik ist der weltweit führende hersteller-unabhängige Anbieter von Wartungs-, Reparatur- und Überholungsleistungen für zivile, kommerziell betriebene Flugzeuge. Die Lufthansa Technik AG betreut weltweit mehr als 850 Kunden. Das Geschäftsfeld ist besonders profitbal und hat fast 7 Mrd. Umsatz in 2019 erzielt (12%).

Die LSG Group offeriert eine ganzheitliche Palette von Produkten, Konzepten und Dienstleistungen rund um den Bordservice. Hier wurde eine Umsatz in 2019 von 3,3 Mrd. € erzielt, was ca. 7% des Konzernumsatz ausmachte.

Daten zur Lufthansa Aktie:

  • WKN: 823212
  • Kurs zum Bewertungszeitpunkt: 9,49 €.

Bilanz / GuV / Cashflow 2019

An dieser Stelle zeigen wir normalerweise die Entwicklung der Abschlussbestandteile der vergangenen 5 Jahre. Da aufgrund der Sondersituation diese nicht mehr so relevant sind stellen wir nur das Jahr 2019 in etwas ausführlicherer Form dar.

AKTIVA2019
Immaterielles AV1.942
Flugzeuge und sonstiges AV24.660
Sonstiges AV4.772
Umlaufvermögen7.900
Zahlungsmittel und Geldanlagen3.385
Passiva2019
Eigenkapital10.256
Finanzschulden langfr.8.396
Sonstige langfr. Verb.8.021
Finanzschulden kurzfr.1.634
Sonstige kurzfr. Verb.14.352
GuV2019
Umsatzerlöse36.424
Material, Personal, Abschreibung-31.724
Sonstiges Ergebnis-3.011
Finanzergebnis171
Steuern-615
Jahresüberschuss1.245
Cashflow2019
Operativer CF4.030
Investitions CF-3.448
Finanzierungs CF-161
Kennzahlen2019
Free Cashflow582
Net Margin12,9%
FCF Marge1,6%
Verschuldungsgrad98%
Debt/FCF Ratio17,23
ROE12,1%
ROTA5,0%

Das Umsatzwachstum der vergangenen 5 Jahre betrug durchschnittlich 3,2%. Der Gewinn ist um durchschnittlich 7,8% gesunken. Steigene Öl- und somit Kerosinpreise und der Preisdruck durch den Wettbewerb mit Billigfliegern waren dafür hauptsächlich verantwortlich.

Kennzahlen zur Lufthansa AG

Kennzahl20195 Jahres Durchschnitt
Net Margin3,4%5,5%
FCF Marge1,6%3%
Verschuldungsgrad98%88%
Debt / FCF Ratio17,2312,08
ROE12,1%23%
ROTA5%9,3%

Bewertung der Lufthansa Aktie

Eine Bewertung in dieser Situation macht nur mittels eines DCF Modells Sinn. Insbesondere, da die Gruppe in den kommenden Jahren wohl auch Verluste einfahren wird.

Wir sind von folgender Umsatz und Gewinnentwicklung ausgegangen:

Lufthansa DCF

Basierend auf den bisherigen Aussagen in der öffentlichen Presse gegen wir für 2020 von einem Umsatzeinbruch von ca. 66% aus. In 2021 verdoppelt sich dann wieder der Umsatz, in 2022 und 2023 steigt er jeweils um 20%, sodass der Umsatz in 2023 noch leicht unter dem Niveau von 2019 ist. Das entspricht auch der Schätzung von Carsten Spohr, dem CEO der Lufthansa.

In 2020 gehen wir von einer Net Margin von -50% aus, in 2021 von -10% und in 2022 und 2023 von 3,42%, was der Net Margin aus 2019 entspricht.

So erhalten wir einen CAGR von ca. 0,41% für die Owners Earnings für das DCF Modell. Der Wachstumsfaktor für den TV haben wir vorsichtig mit 0,5% gewählt.

Den WACC haben wir mit 5,420% angesetzt.

Daraus resultiert, abzüglich der geschätzten Nettoverschuldung (inkl. Stabilisierungspaket) ein Fair Value je Lufthansa Aktie von 6,75 €.

Erläuterung zur Aktienanalyse der Lufthansa Aktie

Die für das DCF Modell geschätzten Umsätze und Net Margins sind mit großer Vorsicht zu genießen. Es ist, wie schon oben erläutert, extrem schwer momentan eine Prognose abzugeben. Wir haben nur versucht, die Informationen die bisher vorliegen in das Modell einzubauen. Sobald neue Infos vorliegen, werden wir die Analyse updaten und ein neuen Fair Value ermitteln. Bei momentanen Aktienkurs von 9,49 ergibt sich somit eine Margin of Safety von 71%, was weit unter unserem Kriterium von 150% ist.

Vor der Krise waren die Kennzahlen zur Aktie der Lufthansa durchaus in Ordnung. 2019 war aufgrund der hohen Kerosinpreise und dem Preisdruck ein schwieriges, aber trotzdem durchaus erfolgreiches Jahr für die Lufthansa. Was die kommenden Jahre passiert, steht in den Sternen und wir werden dies sehr genau beobachten. Es geht nicht nur um die Lufthansa, sondern um die ganze Luftfahrtindustrie, die sehr hart durch die Coronakrise getroffen wurde. Wir werden noch einige weitere Aktien dazu in den kommenden Wochen analysieren und hoffen, dass wir Sie bei Ihrer Investitionsentscheidung damit erfolgreich unterstützen können!

Vielen Dank für Ihr Interesse und fürs lesen!

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