Beschreibung des Unternehmens Bank of America Corporation
Warren Buffett hat in während der Coronakrise vor allem eine Aktie gekauft, die von Bank of America. Warum kauft er ausgerechnet jetzt Aktien von einer Bank, einem Sektor, der von der Krise durch die sinkenden Kreditzinsen und erhöhte Kreditausfälle durchaus unter Druck geraten könnte?
Wir möchten die Aktie und das Unternehmen analysieren und dabei auch vor allem auf die Besonderheiten der Analyse und Bewertung einer Bankaktie aufmerksam machen, denn diese unterscheidet sich sehr stark von der Bewertung von Aktien von Industrieunternehmen.
Die Probleme bei der Bewertung von Banken ergeben sich aus zwei Hauptmerkmalen. Das erste ist, dass sich die Cashflows nicht einfach schätzen lassen, da Posten wie Investitionen, Working Capital und Schulden nicht klar definiert sind. Das zweite ist, dass die meisten Banken unter einem Regulierungsrahmen arbeiten, der bestimmt, wie sie kapitalisiert werden, wo sie investieren und wie schnell sie wachsen können. Veränderungen im regulatorischen Umfeld können große Wertverschiebungen verursachen.
Die beiden Schlüsselzahlen, die den Wert von Banken bestimmen, sind die Kosten des Eigenkapitals, die eine Funktion des Risikos sind, das von den Investitionen des Unternehmens ausgeht, und die Eigenkapitalrendite, die sowohl durch die Geschäftsentscheidungen des Unternehmens als auch durch regulatorische Beschränkungen bestimmt wird.
Auch die fundamentale Analyse von Banken unterscheidet sich von der Analyse von Industrieunternehmen, da verschiedene Kennzahlen für Banken nicht sinnvoll sind und nicht aussagekräftig wären.
Banken stellen aus drei Gründen besondere Herausforderungen für die Bewertung dar. Der erste Grund ist, dass es aufgrund der Art ihrer Geschäfte schwierig ist, sowohl die Verschuldung als auch die Reinvestitionen zu definieren, was die Schätzung der Cashflows erheblich erschwert. Der zweite Grund ist, dass sie in der Regel stark reguliert sind und Änderungen der regulatorischen Anforderungen erhebliche Auswirkungen auf den Wert haben können. Drittens unterscheiden sich die Rechnungslegungsvorschriften für die Rechnungslegung von Banken historisch gesehen sehr stark von den Rechnungslegungsvorschriften für andere Firmen, wobei die Vermögenswerte von Banken häufiger zum Marktwert bewertet werden.
Die Bank of America bietet in der Regel über Bankfilialen in den USA und auf internationalen Märkten in vier Geschäftssegmente eine breit gefächerte Palette von Finanzdienstleistungen und -produkten von Banken und Nichtbanken an: „Consumer Banking“, „Global Wealth & Investment Management (GWIM)“, „Global Banking“ und „Global Markets“, wobei die übrigen Aktivitäten unter „others“ erfasst werden.
Zum 31. Dezember 2019 verfügte die Bank of America über Vermögenswerte in Höhe von 2,4 Billionen USD und beschäftigte rund 208.000 Mitarbeiter. Das Retail Banking deckt etwa 90 Prozent der US-Bevölkerung ab. Die Bank of America hat etwa 66 Millionen Privat- und kleine Geschäftskunden und betreibt etwa 4.300 Finanzzentren, etwa 16.800 Geldautomaten und die digitale Banking-Plattform (www.bankofamerica.com) mit mehr als 38 Millionen aktiven Nutzern. Die Bank of America bietet ihren Kunden Sparkonten, Einlagen, Hypotheken- und Baukredite, Bargeld und Vermögensverwaltung, Einlagenzertifikate, Investmentfonds, Kredit- und Debitkarten und Versicherungen an.
Die Bank of America ist von dem Financial Stability Board (FSB) als global systemrelevante Bank definiert worden. Sie wurde der Stufe 2 zugeordnet, was bedeutet, dass sie eine 1,5% höheren Eigenkapitalpuffer aufbauen muss.
In den USA ist die Bank führend im Privatkundengeschäft. Das Wealth Management, die Division „Merill“, hat zum Q2 2020 Vermögens i.H.v. 2,9 Billionen USD verwaltet.
- WKN: 858388
- ISIN: US0605051046
- Ticker: NYSE BAC
- Kurs zum Bewertungszeitpunkt: 25 USD
- Aktuelle Dividende je Aktie: 0,18 USD im Quartal***
***Wichtiger Hinweis: Die US-Notenbank kündigte an, dass aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit infolge der Pandemie der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) alle großen Banken verpflichtet sind, Aktienrückkaufprogramme im dritten Quartal 2020 auszusetzen – mit Ausnahme von Rückkäufen zum Ausgleich von Aktien, die im Rahmen von aktienbasierten Vergütungsplänen zugeteilt wurden – und die Dividenden auf bestehende Sätze zu beschränken, die den Durchschnitt des Reingewinns der letzten vier Quartale nicht überschreiten. Große Banken müssen ihre Kapitalpläne im Laufe dieses Jahres auf der Grundlage von Anweisungen, die die Federal Reserve erteilen wird, erneut vorlegen und aktualisieren. Die Federal Reserve plant eine zusätzliche Analyse zur Bewertung der Kapitalpläne des Unternehmens und wird die Kapitalerhaltungsmaßnahmen auf vierteljährlicher Basis überprüfen.
Bilanz / GuV der letzten 5 Jahre
2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | |
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Interest Income | 71.236 | 66.769 | 57.579 | 51.057 | 49.507 |
Interest Expense | -22.345 | -18.607 | -12.340 | -9.961 | -10.549 |
Net Interest Income | 48.891 | 48.162 | 45.239 | 41.096 | 38.958 |
Noninterest Income | 42.353 | 42.858 | 41.887 | 42.605 | 44.007 |
Provision for Credit losses | -3.590 | -3.282 | -3.396 | -3.597 | -3.161 |
Noninterest expense | -54.900 | -53.154 | -54.517 | -55.083 | -57.617 |
Income tax | -5.324 | -6.437 | -10.981 | -7.199 | -6.277 |
preferred stock dividends | -1.432 | -1.451 | -1.614 | -1.682 | -1.483 |
Net Income | 25.998 | 26.696 | 16.618 | 16.140 | 14.427 |
Eine Bank GuV hat eine ganz andere Struktur als eine GuV eines Industrieunternehmens. Grundsätzlich wird nach Zinsergebnis „Interest“ und Provisionsergebnis „Noninterest“ oder „Commission“ unterschieden. Dazu kommt die „Provision for Credit losses“. Das ist die Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle.
2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | |
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Cash and Cash equivalents | 161.560 | 177.404 | 157.434 | 147.738 | 159.353 |
Total Debt Securities | 472.197 | 441.753 | 440.130 | 430.731 | 407.005 |
Loans and leases | 974.010 | 937.294 | 926.356 | 895.446 | 890.767 |
Goodwill | 68.951 | 68.951 | 68.951 | 68.969 | 69.761 |
Tangible Assets | 10.561 | 9.906 | 9.247 | 9.139 | 9.485 |
Other | 746.800 | 719.199 | 679.116 | 636.044 | 607.945 |
TOTAL ASSETS | 2.434.079 | 2.354.507 | 2.281.234 | 2.188.067 | 2.144.316 |
Total Deposits | 1.434.803 | 1.381.476 | 1.309.545 | 1.260.934 | 1.197.259 |
Shortterm Debt | 24.204 | 20.189 | 32.666 | 23.944 | 28.098 |
Longterm Debt | 240.856 | 229.392 | 227.402 | 216.823 | 236.764 |
Other liabilities | 469.406 | 458.125 | 444.475 | 420.171 | 425.990 |
TOTAL Liabilities | 2.169.269 | 2.089.182 | 2.014.088 | 1.921.872 | 1.888.111 |
Equity | 264.810 | 265.325 | 267.146 | 266.195 | 256.205 |
TOTAL EQUITY + LIABILITIES | 2.434.079 | 2.354.507 | 2.281.234 | 2.188.067 | 2.144.316 |
Auch die Bilanz einer Bank sieht anders aus. Sie ist nicht nach Fristigkeit der Vermögenswerte gegliedert, sondern nach Liquidität. Vermögenswerte, die sehr liquide sind, werden zuerst dargestellt. Vermögenswerte, die eher illiquide sind, wie z.B. das Anlagevermögen, werden zum Schluss ausgewiesen.
Kennzahlen für die Aktienanalyse der Bank of America Aktie
Die Kennzahlen, die wir für die fundamentale Analyse einer Bank zu Grunde legen unterscheiden sich stark von denen für ein Industrieunternehmen.
Zunächst ist das Volumen an Kundeneinlagen (Deposits) und ausgegeben Darlehen ein wichtiger Faktor.
Die Deposits sind seit 2014 von knapp 1,2 Billionen USD auf 1,4 Billionen USD gestiegen. Das entspricht einer CAGR von 5,1%.
Die Höhe der vergebenen Darlehen ist von 866 Mrd. USD in 2014 auf 974 Mrd. USD in 2019 gestiegen. Das entspricht einer CAGR von ca. 2,4%. Die Total Debt Securities (vor allem US Staatsanleihen) sind jährlich durchschnittlich um 4,4% gestiegen von 380 Mrd. in 2014 auf 472 Mrd. USD in 2019.
Die Höhe der gebildeten Risikovorsorge ist ein wichtiger Indikator für die Qualität des Kreditportfolios einer Bank. Je höher diese ist, desto schlechter ist es und desto höhere Kreditausfälle werden erwartet. Die Bank of America hat seit 2015 die Höhe seiner Risikovorsorge stetig reduziert. In 2015 betrug diese noch 12,8 Mrd. USD und hat ca. 1,45% des Kreditportfolios abgedeckt. In 2019 sind es lediglich 10,2 Mrd. USD, die noch 1,05% des Portfolios abdecken.
Die Rentabilität der Bank of America messen wir mit dem Return on Average Equity und dem Return on Average Assets.
2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | Mittelwert | mittlere Abweichung | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
ROAE | 9,81% | 10,03% | 6,23% | 6,18% | 5,77% | 7,60% | 1,85% |
ROAA | 1,09% | 1,15% | 0,74% | 0,75% | 0,68% | 0,88% | 0,19% |
Die Kapitaldeckung der Bank messen wir mittels EK Quote.
2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | |
---|---|---|---|---|---|
EK Quote | 10,9% | 11,3% | 11,7% | 12,2% | 11,9% |
Die EK Quote ist in der Regel regulatorisch/aufsichtsrechtlich vorgegeben und muss von den Banken eingehalten werden.
Zwei Interessante Kennzahlen um die Profitabilität einer Bank zu messen sind die Zinsmarge und die Efficiency Ratio.
Die Zinsmarge ergibt sich rechnerisch als Differenz Zinsertrag/Loans eines Jahres und Zinsaufwand/Deposits. Je höher diese Differenz desto besser.
2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | |
---|---|---|---|---|---|
Zins + | 7,43% | 7,33% | 6,37% | 5,81% | 5,81% |
Zins – | -1,34% | -1,16% | -0,80% | -0,67% | -0,74% |
Zinsmarge | 6,08% | 6,17% | 5,57% | 5,14% | 5,07% |
Die Efficiency Ratio sagt aus, wie viel % vom Ertrag durch die Verwaltungsaufwendungen (Non interest expense) aufgefressen werden. Je geringer diese ist, desto besser.
2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | |
---|---|---|---|---|---|
Efficiency Ratio | 60% | 58% | 63% | 66% | 69% |
Bewertung der Bank of America Aktie
Die Bewertung einer Bankaktie erfolgt nicht mit dem normalen DCF Verfahren. Wir verwenden hierzu die „Excess Returns Method“. Prof. Aswath Damodaran erläutert diese sehr ausführlich und sehr gut nachvollziehbar. Einfach danach googlen.
Mittels der genannten Methode haben wir einen momentanen Fair Value je Aktie von 32,75 USD ermittelt. Auf Basis des aktuellen Aktienkurses ergibt sich somit eine Margin of Safety von ca. 131%. Die Aktie ist damit unterbewertet.
Erläuterungen zur Bank of America Aktie Aktienanalyse
Im Rahmen der COVID 19 Krise haben Bankaktien besonders gelitten. Sinkende Zinsen, steigende Arbeitslosigkeit, schlechte Konjunkturaussichten und globale Konflikte sind nicht unbedingt ein ideales Umfeld um als Bank zu gedeihen. Daher sind die Aktienkurse sehr weit gefallen und bewegen sich nun auf eher niedrigem Niveau.
Die amerikanischen Banken haben sich seit der Finanzkrise 2008/2009 sehr gut entwickelt und haben insbesondere in den vergangenen Jahren traumhafte Gewinne erwirtschaftet. Insbesondere das Investment Banking beherrschen sie weltweit. Auch haben Sie es geschafft besonders effizient zu arbeiten und konnten noch die bis vor einem halben Jahr im Vergleich zu Europa anständigen Zinsniveaus für üppige Renditen nutzen. Zu den stärksten Vertreter dieser Sippe gehört eben auch die Bank of America. Nicht umsonst hat Warren Buffett vor allem diese Aktie gekauft.
Auch im ersten Halbjahr laufen die Geschäfte der Bank of America gut. Das Net Interest Income ist nur leicht gesunken (2020: 22,9 Mrd. USD, 2019: 24,5 Mrd. USD), das Noninterest Income ist sogar von 21,5 Mrd. USD auf 22,1 Mrd. USD gestiegen. Die Noninterest expenses bewegen sich auf Vorjahresniveau. Das Net Income hat sich ggü dem Vorjahres nahezu halbiert (von 14,6 Mrd. USD auf 7,5 Mrd. USD). Das liegt nur an der höheren Risikovorsorge für Kreditausfälle, die in diesem Jahr mit 9,8 Mrd. USD das Ergebnis belastet (Vj. 1,9 Mrd. USD).
Deposits und Loans sind deutlich anstiegen und die EK Quote ist mit 9,6% weiterhin solide.
Für eine Bankaktie müssen wir natürlich andere Kriterien festlegen als für Industrieunternehmen. Diese haben wir wie folgt definiert. Wir werden dazu unseren Methodenteil demnächst umfangreich aktualisieren.
Current Yearr | Average | Ziel | |
---|---|---|---|
EK Quote | 10,9% | 11,59% | >10% |
ROAE | 9,81% | 7,60% | >10% |
ROAA | 1,09% | 0,88% | >1% |
Efficiency Ratio | 60% | 63,3% | <65% |
Allowance for Creditlosses | 1,05% | 1,2% | <1,25% |
Wachstum Net Income | k.A. | 15,9% | >5% |
Die Bank of America kann in 2019 5 von 6 Kriterien erfüllen. Ein etwas besserer ROAE wäre wünschenswert, ansonsten sind die Kennzahlen, die die Bank erreicht sehr gut!
Dividende
Die Quartalsdividende pro Aktie beträgt momentan 0,18 USD. In 2021 würden somit 0,72 USD ausgezahlt werden. Momentan beträgt die Dividendenrendite der Aktie somit 2,84%. Die durchschnittliche Dividendenrendite der vergangenen 5 Jahre beträgt 2,1%. Das durchschnittliche Dividendenwachstum der letzten Jahre betrug 13,5% pro Jahr.
Prognose und Fazit
Wir können nachvollziehen, warum Buffett die Aktie gekauft hat. Die Kennzahlen sind solide und die Aktie ist unserer Einschätzung nach unterbewertet. Die Margin of Safety von 131% bietet genug Schutz und Potential.
Wenn man sich klargemacht hat, dass eine Bank ein anderes Geschäftsmodell hat als ein Tech- oder Industrieunternehmen hat, dieses auch noch versteht und weiß wie man diese Unterschiede in der Bewertung berücksichtigt, hat eine Menge toller Möglichkeiten für Investitionen vor sich. Der Bankensektor scheint kurzfristig nicht so attraktiv, aber auf lange Sicht sind wir davon überzeugt, dass Banken immer ein solides Investment darstellen, solange sie profitabel und rentabel sind.
Vielen Dank für Ihr Interesse an dieser Aktienanalyse und fürs lesen!
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