Vorwort zur HP Analyse
Berkshire Hathaway hat für rund 4,2 Mrd. USD Aktien von HP erworben und wir haben uns dann natürlich die Frage gestellt warum eigentlich. Das Unternehmen ist von vielen Investoren bisher nicht beachtet worden und erschien eher uninteressant. Software war in den letzten Jahren interessanter als Hardware, doch mit der Corona Pandemie ist auch die Hardware (Laptops usw.) mehr in den Fokus geraten.
Im Laufe der Analyse ist mehr und mehr klar geworden, wieso Berkshire in dieses Unternehmen investiert hat. Viel Spaß beim lesen!
Eckdaten zur HP Aktie
Aktie | Wert |
---|---|
Name | HP Inc. |
Hauptsitz | Palo Alto, Kalifornien, USA |
Gründungsjahr | 1939 |
Mitarbeiter | ca. 51.000 |
ISIN | US40434L1052 |
WKN | A142VP |
Ticker | HPQ |
Ausstehende Aktien | 1.053.366.000 |
Börsenwert | 41 Mrd. USD |
Investor Relations Website | Link |
Letzter Geschäftsbericht | Geschäftsbericht 2021 (Geschäftsjahr endet am 31.10.) |
Umsatz letztes Jahr | 63,5 Mrd. USD |
Kurzvorstellung HP
HP Inc. bietet Personal Computer und andere Zugangsgeräte, Imaging- und Druckprodukte sowie damit verbundene Technologien, Lösungen und Dienstleistungen in den weltweit an. Das Unternehmen ist in drei Segmenten tätig: Personal Systems, Printing und Corporate Investments.
Das Segment Personal Systems bietet kommerzielle und private Desktop- und Notebook-PCs, Workstations, Thin Clients, kommerzielle Mobilitätsgeräte, Point-of-Sale-Systeme für den Einzelhandel, Displays und Peripheriegeräte, Software, Support und Dienstleistungen an.
Das Druckersegment bietet Hardware, Verbrauchsmaterialien, Lösungen und Dienstleistungen für private und kommerzielle Drucker an.
Das Segment Corporate Investments ist in den HP Labs und Business Incubation sowie in Investitionsprojekten tätig.
HP bedient Privatkunden, kleine und mittlere Unternehmen sowie Großunternehmen, einschließlich Kunden aus den Bereichen Regierung, Gesundheit und Bildung. Das Unternehmen war früher unter dem Namen Hewlett-Packard Company bekannt und änderte im Oktober 2015 seinen Namen in HP Inc. HP Inc. wurde 1939 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Palo Alto, Kalifornien. Zum Ende des GJ 2021 hat HP etwa 51.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Aktuelle Entwicklungen bei HP
Geschäftsentwicklung im 2021 und im Q1 2022
Das Geschäftsjahr von HP endet zum 31.10., daher ist der Jahresabschluss schon einige Monate her. Inzwischen hat HP auch die Quartalszahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2022 veröffentlicht.
Das Jahr 2021 war geprägt durch die Erholung nach dem schwächeren COVID-19 geplagten Jahr 2020. In beiden Segmenten konnte der Umsatz wieder deutlich gesteigert werden.
Das Segment Personal Systems konnte einen Anstieg von 11,2% verzeichnen. Das operative Ergebnis lag hierbei bei 3,1 Mrd. USD, was einer operativen Marge von 7,2% entspricht.
Im Segment Printing konnte der Umsatz um 14,1% gesteigert werden und ein operatives Ergebnis von 3,6 Mrd. USD erzielt werden. Die operative Marge betrug dabei rund starke 18,1%.
Auch zu Beginn des Geschäftsjahres 2022 konnte der Umsatz um +8,8% auf 17 Mrd. USD verbessert werden. Hier haben sich die Segmente jedoch unterschiedlich entwickelt. Während Personal Systems weiterhin profitiert und den Umsatz um rund 15% steigern konnte, ist der Umsatz im Segment Printing um rund -4,2% gesunken. Ursache für diesen eher starken Rückgang sind unter anderem Lieferkettenprobleme.
Security Analysts Meeting 2021
Im Oktober 2021 fand ein sehr interessantes Analysten Event von HP statt, auf dem einige Präsentationen gehalten wurden, die die Strategie, das Potential und die künftige Entwicklung von HP erläutert haben.
Die verschiedenen Geschäftsbereiche hatten dabei die Möglichkeiten ihre Besonderheiten und ihre Märkte zu präsentieren. Das Segment Personal Systems hat dabei einen Markt von insgesamt 560 Mrd. USD identifiziert. Besonders hervorgehoben werden dabei die Wachstumstreiber Services, Peripherals und Compute. HP schätzt dabei, dass der Markt bis 2024 jährlich um durchschnittlich um +3,4% wachsen wird.
Auch das Segment Printing konnte sich vorstellen und hat dabei nach der gleichen Struktur seinen Markt erläutert. Der Gesamtmarkt hat ein Volumen von rund 190 Mrd. USD. Dieser soll bis 2024 um durchschnittlich rund +1,0% wachsen. Innerhalb des Marktes hat HP verschiedene Treiber identifiziert, die für dieses Wachstum verantwortlich sind. Wachstumstreiber sind vor allem die Bereiche Media, Graphics und Office. Gegenläufig wirkt die Arbeit von Zuhause, das dafür sorgen wird, dass der Markt schrumpfen könnte.
M&A Aktivitäten
Das Management hat attraktive Zukäufe in wachstumsstarken Marktsegmenten als wichtiges strategisches Mittel identifiziert. Auch schon im ersten Quartal wurde wichtige Übernahmen getätigt.
Choose Packaging entwickelt nachhaltige Verpackungen und ist Erfinder der einzigen kommerziell erhältlichen plastikfreien Papierflasche der Welt. Die patentierte Technologie von Choose bietet eine Alternative zu Plastikflaschen.
Poly ist ein führender Anbieter von Videokonferenzlösungen, Kameras, Headsets, Sprache und Software.
Fundamentale Kennzahlen HP
Fundamental betrachtet ist HP ein sehr gesundes Unternehmen. Zunächst ein kurzer Blick auf die Entwicklung der Umsatzerlöse und des operativen Ergebnisses der letzten 5 Jahre. Das operative Ergebnis ist trotz Umsatzwachstum ziemlich stagniert und ist erst im letzten Jahr wieder deutlich angestiegen. Auch der Umsatz ist ggü. der Vorjahre erst wieder in 2021 deutlich angewachsen. In 2020 gab es aufgrund von Corona noch einen Rückgang. Nun profitiert das Unternehmen vom Trend zum Homeoffice.
Das Segment Personal Systems hat sich beim Umsatz deutlich positiver entwickelt als das Segment Printing. Bei diesem lag der Umsatz in 2021 mit 20,1 Mrd. USD unter dem von 2018. Der Umsatz im Segment Personal Systems ist auf 43,4 Mrd. USD gestiegen.
Bemerkenswert ist, dass das Segment Printing mit einer operativen Marge von 18,1% deutlich profitabler ist als das Segment Personal Systems mit 7,2%.
Das Net Income ist in den letzten Jahren etwas stärker geschwankt, besonders mit Ausreißern nach oben. Ursächlich für die Ausreißer waren vor allem Einmaleffekte. In 2018 war es die Unternehmenssteuerreform in den USA, die einen hohen positiven Steuereffekt verursacht hat und in 2021 Erträge aus Rechtsstreitigkeiten.
Die normalisierte Nettomarge betrug in 2021 5,45% und hat im Vergleich zu den Jahren zuvor einen Höchststand erreicht. Das gilt auch für den Return on Assets (ROA), der 9,91% betrug. Die Rentabilität ist damit relativ gesehen ganz ordentlich, die Profitabilität aber eher nur durchschnittlich.
Die Bilanz von HP ist sehr robust aufgestellt. Zwar hat das Unternehmen aufgrund der Aktienrückkäufe ein negatives Eigenkapital, aber die Verschuldung ist im Bezug zum EBITDA mit 0,65 sehr gering. Auch die Zinsdeckung ist mit dem Faktor 25 mehr als ausreichend.
Der operative Cashflow betrug in 2021 6,4 Mrd. USD. Der Free Cashflow etwa 5,8 Mrd. USD. Das entspricht einer FCF Marge von etwa 9,2%. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das ein Bestwert.
Investment Case HP Aktie und Fair Value Ermittlung
Neben der Analyse der fundamentalen Zahlen machen wir natürlich Gedanken, was für oder gegen ein Investment in HP sprechen könnte.
Chancen für HP
Starkes Working Capital Management
HP hat ein sehr gutes Working Capital Management. Das Working Capital ist in den letzten Jahren immer negativ gewesen, was letztendlich darauf schließen lässt, dass die Lieferanten das Geschäft von HP mit langen Zahlungszielen finanzieren. Der Verkauf der Waren und die Forderungen an den Kunden aus den Verkäufen werden deutlich schneller abgewickelt, sodass der Cash Conversion Cycle negativ ist. Das bedeutet, dass HP sein Geschäft theoretisch ohne eine weitere Aufnahme von Fremdkapital finanzieren kann.
Wachstumschancen im 3D Druck
Das Thema 3D Druck ist schon seit einigen Jahren auf dem Vormarsch und wurde zum Teil medial sehr aufgebauscht. Für private Anwender hat sich 3D Druck eigentlich nie wirklich als massentauglich erwiesen. Für industrielle Anwendungen ist 3D Druck aber teilweise ein Gamechanger und genau hier setzt auch die Wachstumsstrategie von HP an.
Das Management hat dabei drei Bereiche identifiziert, die gemeinsam ein Marktvolumen von 28 Mrd. USD erreichen sollen. Als Spezialist im Bereich Druck möchte HP hier seine Expertise nutzen und auch durch Zukäufe expandieren.
Höhere Nachfrage nach Laptops und Peripheriegeräten aufgrund von Homeoffice
Mit Corona hat die hybride Arbeitswelt einen Durchbruch erlebt und als einer der größten PC und Laptop Hersteller weltweit hat HP schon jetzt enorm davon profitiert. Auch für die nähere Zukunft wird dieser Trend sicherlich bleiben, sodass die Nachfrage auf hohem Niveau bestehen dürfte.
Kapitalallokation stellt Investoren in den Mittelpunkt
HP priorisiert die Auszahlung von Dividenden und Aktienrückkäufen, solange es keine interessanten Investitionsmöglichkeiten gibt. Besonders in den letzten Jahren waren die Aktienrückkäufe sehr hoch (siehe Diagramm).
Auch die Dividendenauszahlung je Aktie ist in den vergangenen Jahren regelmäßig gestiegen. Da die Anzahl der Aktien durch die Rückkäufe stark zurückgegangen ist die gesamte Auszahlung für die Dividenden dabei eher auf einem eher konstanten Niveau verblieben.
Für 2022 hat das Unternehmen schon eine Dividendenerhöhung um +29% anvisiert. Diese Allokationspolitik ist sehr ambitioniert und als Investor sollte man unbedingt im Auge behalten, dass die Rückkäufe und Dividendenausschüttungen nicht mit einer höheren Neuverschuldung finanziert werden und ausschließlich aus dem freien Cashflow bedient werden.
Hoher Marktanteil und guter Ruf
Als Traditionsunternehmen aus dem Silicon Valley genießt HP einen sehr guten Ruf. In einer Umfrage aus 2021 wurde HP als zweitbeliebteste PC Marke in den USA bestimmt.
Das Unternehmen ist nicht nur beliebt, sondern hat auch im Segment für PC einen Weltmarktanteil von rund 21% und im Druckersegment von rund 24%.
Risiken für HP
Digitalisierung macht Druck in einigen Bereichen überflüssig
Die fortschreitende Digitalisierung macht den Druck von Dokumenten oft überflüssig, was dazu führt, dass die Nachfrage nach Druckern und Druckertinte zurückgeht. Auch das Management von HP hat für den Markt für Drucker nur noch ein schwaches Wachstum vorhergesagt.
Insgesamt liegen in diesem Segment Wachstumschancen vor allem bei industriellen Lösungen.
Konkurrenz und Wettbewerb im Markt für Personal Computing
Das Segment Personal Computing ist durch hohen Wettbewerb gekennzeichnet. Sowohl bei Computern und Peripheriegeräten gibt es eine Vielzahl von Anbietern. Zwar hat HP eine marktführende Stellung, aber das Risiko besteht, dass Margen und Wachstumsraten unter Druck geraten.
Fair Value Bewertung der HP Aktie
Den Fair Value der HP Aktie haben wir mittels DCF Verfahren ermittelt. Hierfür schätzen wir auf Basis der vorhandenen Informationen die Umsatz- und Ergebnisentwicklung und leiten daraus die prognostizierten Owners Earnings, bzw. den Free Cashflow ab, der mit den gewichteten Kapitalkosten (WACC) abgezinst wird.
Wir schätzen, dass die Umsatzerlöse bis 2026 auf etwa 76 Mrd. USD ansteigen werden und sich daraus Owners Earnings in Höhe von 4,4 Mrd. USD ergeben.
Daraus ergibt sich im Moment ein Fair Value von ca. 62 USD. Im Verhältnis zum momentanen Aktienkurs von etwa 39 USD ergibt sich hieraus eine Sicherheitsmarge von ca. 160%. Wir schätzen, dass der Fair Value in zwei Jahren auf ca. 66 USD steigen könnte.
Fazit und Ausblick zur HP Aktie
Wir müssen zugeben, dass ohne den Kauf von Berkshire Hathaway wir nicht so schnell, wenn überhaupt, auf die HP Aktie aufmerksam geworden wären. Aber wie üblich, lässt so eine Transaktion natürlich die Investoren aufhorchen und wir wollten verstehen, warum Berkshire in diese Aktie investiert.
Als eher wachstumsschwaches Unternehmen hat man HP eher in die Kategorie „alter Riese mit problematischem Geschäft“ gesehen, aber ein genauer Blick auf die fundamentalen Zahlen beweist zumindest teilweise das Gegenteil. HP hat sich in der Analyse als gesundes Unternehmen erwiesen, dass in zwei sehr unterschiedlichen Segmenten tätig sein. Während Laptops und andere Hardware immer mehr an Bedeutung gewinnen und zurzeit geradezu eine neue Wiedergeburt erleben, ist der Markt für Drucklösungen eher ein Problemfall.
Das Segment Printing ist eine Cashcow, die allerdings kaum noch wächst. Doch am Horizont ergeben sich durchaus einige interessante Aussichten (3D Druck, Packaging), die diesem Markt wieder etwas mehr Leben zuführen könnten. Doch das sind auch unsichere Zukunftsaussichten.
Was Berkshire Hathaway angezogen hat ist auch sicherlich die Unterbewertung der Aktie, die auch unser DCF Modell bestätigt hat. Auch die großzügige Kapitalallokation des Managements, die durch hohe Aktienrückkäufe und steigende Dividenden gekennzeichnet ist, haben einen gewissen Investitionsanreiz. Zudem ist die Bilanz des Unternehmens sehr robust.
In Summe ein interessantes Unternehmen, dass nur auf dem ersten Blick etwas „altbacken“ wirkt. Der zweite Blick offenbart ein gesundes Geschäftsmodell mit marktführenden Positionen und spannenden, aber auch unsicheren, Zukunftsaussichten. Sollte die Aktie jemals die Unterbewertung aufholen, so sollte unter gegebenen Umständen keine großen Kurssprünge oder ähnliches zu erwarten sein, denn das Wachstum wird erstmal auf absehbare Zeit eher überschaubar sein.
In diesem Beitrag erwähnte Aktien
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Die Analyse stellt keine Anlagenberatung dar oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der Aktie. Der Autor ist in die Aktie nicht investiert.
Quelle Beitragsbild: CANVA, Pixabay, TIKR, HP Website