Vorwort
Im Juli 2022 haben wir unsere ausführliche Analyse zur Aktie von H&M, dem schwedischen Modeunternehmen, veröffentlicht. Nun sind die Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 da und wir schauen kritisch auf die Entwicklung und aktualisieren unsereren ermittelten Fair Value.
Geschäftsentwicklung 2022
Das Geschäftsjahr von H&M endete zum 30.11.2022 und letzte Woche wurden die Zahlen veröffentlicht. Wie zu erwarten war das Jahr sehr schwierig. Gestiegene Kosten für Waren und Frachtkosten und dazu noch der starke USD haben die Gross Margin, die operative Marge und letztendlich auch das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr deutlich belastet.
„The hikes in raw materials and freight costs, combined with a historically strong U.S. dollar led to substantial cost increases for purchases of goods. We have increased prices, but rather than passing on the full increase to our customers, we chose to strengthen our market position further.“
Helena Helmersson – CEO H&M im Q4 Earningscall
H&M hat sich nach eigenen Angaben entschieden, die gestiegenen Kosten nicht in vollem Umfang an die Kunden weiterzugeben, sondern sich auf die Stärkung der Marktposition zu konzentrieren. Diese Aussage kann unseres Erachtens auch kritisch interpretiert werden. Sie könnte auch so interpretiert werden, dass die Preissetzungsmacht einfach geringer ist als erhofft und der Wettbewerb auf dem Markt zu stark ist.
Die gestiegenen Kosten haben auch dazu geführt, dass H&M von „Nicht-Mitgliedern“ des H&M-Clubs eine Gebühr für Rücksendungen verlangt. Die Idee dahinter ist jedoch, dass die Kunden Mitglieder des Mitgliederprogramms werden. Die letzte Information, die wir gefunden haben, spricht von mehr als 150 Millionen Mitgliedern.
Zwar ist der Umsatz mit +12,4% noch recht deutlich gestiegen, aber Kostensteigerungen und die Aufgabe der Aktivitäten in Russland und Weißrussland haben zu einem Rückgang der operativen Marge auf 3,2% und der Nettomarge auf 1,6% geführt. Im 4. Quartal war das Ergebnis sogar negativ.
Der Free Cashflow betrug im Jahr 2022 22,3 Mrd. SEK, was einer FCF Marge von 11,9% entspricht.
H&M setzt die Bereinigung seines Filialnetzes fort. Während in neuen Märkten neue Filialen eröffnet werden, werden insbesondere in etablierten Märkten auch zahlreiche unrentable Filialen geschlossen. Zum 30. November 2022 betrieb der H&M-Konzern 4.465 eigene Einzelhandelsgeschäfte. Im Laufe des Geschäftsjahres wurden 91 neue Geschäfte eröffnet und 427 geschlossen. Davon wurden 175 in Russland und Weißrussland geschlossen.
Investmentthese und Fair Value
Mitte des Jahres hatten wir unsere ausführliche Aktienanalyse zu H&M veröffentlicht und bereits darin die sehr ambitionierten Wachstumsziele des Unternehmens kritisiert.
„Our long-term 2030 goals remain in place, including a double-digit operating margin for full year 2024. To achieve these goals, we are focusing on 3 growth areas.“
Helena Helmersson – CEO H&M im Q4 Earningscall
CEO Helmersson bestätigt im Call zwar, dass die Ziele (Verdoppelung des Umsatzes bis 2030 im Vergleich zu 2021 und eine konstante EBIT-Marge von 10%+) bestehen bleiben, wir gehen aber nicht davon aus, dass insbesondere das Umsatzziel erreicht wird. Auch die ersten Indikationen für das erste Quartal 2023 bestätigen, dass das Wachstum vorerst hinter den Erwartungen des Managements zurückbleibt, auch wenn der CEO von einer „strong sales development“ spricht.
„The new financial year has started well with strong sales development during the holidays. Sales development between the 1st of December and 25 of January increased by 5% in local currencies compared with the same period last year. Excluding Russia, Belarus and Ukraine, the increase was 9%.“
Helena Helmersson – CEO H&M im Q4 Earningscall
Für das neue Geschäftsjahr ist zumindest eine Verbesserung der Rentabilität zu erwarten. Nach Aussagen des Managements sind die Einkaufskosten bereits etwas niedriger als im Vorjahr und die hohen Einmalaufwendungen für den Marktaustritt in Russland und Weißrussland werden entfallen.
„Purchasing costs are already lower for the orders being placed now compared with the same time last year.“
Helena Helmersson – CEO H&M im Q4 Earningscall
Für das abgelaufene Geschäftsjahr möchte H&M, wie im Vorjahr, eine Dividende von 6,50 SEK an seine Aktionäre ausschütten. Somit ist das Vorcorona Nivenau (9,75 SEK) noch nicht erreicht. Die Dividendenrendite liegt somit bei ca. 5,2%.
„The board of directors is proposing an ordinary dividend of SEK 6.50 per share to the annual general meeting to be paid in two instalments.“
Pressemitteilung Full Year Results
Die fundamentalen Kennzahlen von H&M sind sehr gemischt. Die Free Cash Flow Marge ist noch relativ gut, aber insgesamt sind die Rentabilität und Profitabilität eher durchschnittlich. Immerhin ist die Verschuldung sehr niedrig. Die Nettoverschuldung ist sogar negativ.
Auf Basis der neu verfügbaren Informationen und unter Berücksichtigung der Entwicklungen seit der letzten Ermittlung des fairen Wertes der H&M-Aktie haben wir nun einen fairen Wert von ca. 213 SEK (19 EUR) je Aktie ermittelt. Damit ist die Aktie derzeit unterbewertet.
H&M ist eine sehr beliebte Modemarke und hat mit dem H&M Club, dem Mitgliedsprogramm von H&M, einen sehr großen Kundenstamm mit vielen Daten und Informationen. Das bietet viel Potenzial. Die Bewertung der Aktie ist sehr attraktiv, aber wir glauben, dass die Strategie des Managements immer noch zu sehr auf Wachstum und zu wenig auf Profitabilität und Rentabilität ausgerichtet ist.
Vielen Dank fürs Lesen!
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Die Analyse stellt keine Anlagenberatung dar oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der Aktie. Der Autor ist in die Aktie nicht investiert.
Quelle Beitragsbild: CANVA, Pixabay, TIKR, Unternehmenswebsite, Titelbild: H&M Presse Website