in der komplexen Welt des Investierens gibt es ein Konzept, das oft übersehen wird, aber von unschätzbarem Wert ist: der Circle of Competence. Der Begriff wurde von Warren Buffett geprägt und bezeichnet das Verständnis und Wissen, das jemand in einem bestimmten Bereich hat. Anstatt sich auf jeden möglichen Markt oder jede Aktie zu konzentrieren, betont Buffett, wie wichtig es ist, sich auf die Bereiche zu beschränken, in denen man sich wirklich auskennt.
Ich stelle immer wieder fest, dass es Unternehmen gibt, die ich nur sehr schwer bewerten kann. Dazu gehört zum Beispiel Fresenius. Aus diesem Grund habe ich die Aktie von der Watchlist genommen. Bei den anderen Aktien habe ich in diesem Beitrag versucht, möglichst alle Informationen zu verarbeiten und in den DCF-Modellen zu berücksichtigen.
Viele Grüße
Bernhard
Die Aktien Watchlist
Bitte beachten Sie, dass die von mir ermittelten Fair Values und sonstigen Einschätzungen keine Verkaufs- oder Kaufempfehlung darstellen. Ebenfalls sind diese nicht als Kursziele zu verstehen.
In dieser Woche berichten wir über die Quartalszahlen von vier deutschen Unternehmen. Ihre Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr haben die BASF, HelloFresh, Lufthansa und Zalando.
Wie allgemein bekannt ist die Lage auf unserem Planeten momentan sehr schwierig. Nachdem man bei der Pandemie langsam Licht am Ende des Tunnels erblicken konnte, kommt nun ein schrecklicher Konflikt in Osteuropa dazu, der eine neues (altes) Zeitalter einleiten könnte. Es ist sehr viel Unsicherheit vorhanden und die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind noch nicht voll ersichtlich und werden aber bestimmt sehr vielschichtig und komplex sein.
Das alles spiegelt sich natürlich auch in der Finanz- und Aktienwelt wider. Wir können jedem Investor nur Nahe legen Ruhe zu bewahren und bloß keine unüberlegten Käufe oder Verkäufe zu tätigen. Einfach nichts zu tun ist an den Aktienmärkten eine große Kunst und führt regelmäßig zu sehr guten Ergebnissen.
Die BASF SE, der deutsche Chemiegigant aus Ludwigshafen, hat das Geschäftsjahr 2021 beendet. Die Highlights möchten wir kurz stichpunktartig zusammenfassen:
Entwicklung des Umsatzes von BASF:
Umsatzanstieg von +32,9% auf 78,6 Mrd. EUR.
Anstieg in sämtlichen Segmenten, vor allem bei Chemicals, Materials und Surface Technologies (Preis und Volumen).
Umsatz und Ergebnisentwicklung nach Segmenten – Quelle: BASF Analystenpräsentation
Entwicklung des operativen Ergebnisses von BASF:
Operatives Ergebnis steigt um +118,2% auf 7,8 Mrd. EUR.
Anstieg vor allem in den Segmenten Chemicals und Materials.
Rückläufiges Ergebnis in den Segmenten Nutrition & Care und Agricultural Solutions.
Entwicklung des Nettoergebnisses von BASF:
Nettoergebnis von rund 5,5 Mrd. EUR (Vorjahr -1 Mrd. EUR)
Vorjahresergebnis neben schlechterer operativer Entwicklung vor allem durch außerplanmäßige Abschreibungen gekennzeichnet, die in diesem Jahr ausgeblieben sind.
Entwicklung des Cashflows von BASF:
Operativer Cashflow steigt um +33,8% auf 7,2 Mrd. EUR.
Ursache vor allem höheres operatives Ergebnis, gegenläufig steigender Vorratsbestand.
Free Cashflow ist um +62% auf 3,7 Mrd. EUR gestiegen. CAPEX mit rund 3,5 Mrd. EUR rund +0,4 Mrd. EUR über dem Vorjahr.
Sonstige Entwicklung und Ausblick:
Anstieg der Dividende auf 3,40 EUR je Aktie
Quelle: BASF SE Analystenpräsentation
Ausblick Investitionen – Rund 25,6 Mrd. EUR von 2022 bis 2026, davon etwa die Hälfte in neuen Verbundstandort in China und Geschäft mit Batteriematerial.
Quelle: BASF SE Analystenpräsentation
Ausblick für 2022: Umsatzerlöse 74 bis 77 Mrd. EUR, EBIT zwischen 6,6 Mrd. EUR und 7,2 Mrd. EUR (ohne Berücksichtigung des Ukraine Konflikts).
Aktienrückkaufprogramm von 3 Mrd. EUR.
Quelle: BASF SE Analystenpräsentation
Unsere Meinung: BASF hat insgesamt ein starkes Jahr hinter sich, doch der Ausblick des Managements für 2022 hat die neusten Entwicklungen noch nicht berücksichtigt. Steigende Energiepreise und Probleme in den Lieferketten werden das Ergebnis negativ beeinflussen. Die Dividendenrendite ist allerdings sehr attraktiv (>7%). Aber das Allein sollte kein Grund für ein Investment sein.
Der Lebensmittelboxlieferant HelloFresh hat auch das Geschäftsjahr 2021 beendet und seine Zahlen veröffentlicht.
Entwicklung des Umsatzes von HelloFresh:
Umsatz ist um +59,8% auf fast 6 Mrd. EUR gestiegen.
Anzahl der aktiven Kunden um +36,5% auf 7,22 Mio.
Bestellvolumen um +57,9% auf 117,32 Mio.
Durchschnittlicher Bestellwert nur um +1,2% gestiegen.
Quelle: HelloFresh Geschäftsbericht 2021
Entwicklung des operativen Ergebnisses von HelloFresh:
Operatives Ergebnis liegt um -8% unter dem Vorjahr und beträgt knapp 392 Mio. EUR.
Grund hierfür sind vor allem höhere Vertriebs- und Marketingkosten.
Operative Marge fällt somit auf ca. 6,5%.
Entwicklung des Nettoergebnisses von HelloFresh:
Nettoergebnis beträgt 256 Mio. EUR und liegt damit ca. -30,6% unter dem Vorjahr.
Nettomarge liegt bei 4,3%.
Entwicklung des Cashflows von HelloFresh:
Rückgang operativer Cashflow um -23,8% auf 459 Mio. EUR.
Ursache für geringeren op. CF im Wesentlichen das geringere Ergebnis.
Free Cashflow beträgt 224 Mio. EUR, FCF Marge 3,7%.
Sonstige Entwicklung und Ausblick:
Umsatzwachstum von ca. +20% bis +26% prognostiziert.
Im Januar wurde ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 250 Mio. EUR bekannt gegeben.
Unsere Meinung: HelloFresh ist ein tolles Unternehmen mit einem starken Geschäftsmodell. Wie viel Wachstum noch möglich ist, ist schwierig vorherzusagen, aber vermutlich ist noch einige an Luft nach oben. Für die Kundenakquisition gibt HelloFresh viel Geld aus (Werbung, Gutscheine etc.), daher muss das Wachstum relativ hoch bleiben. Die schwierige wirtschaftliche Lage und Preisentwicklungen werden auch HelloFresh treffen, aber das Unternehmen ist gut aufgestellt und hat optimierte Prozesse. Es wird eine Zeit kommen, in der HelloFresh Preissteigerungen weitergeben muss und da wird es spannend sein zu sehen wie die Kundschaft reagiert.
Der deutsche Luftfahrtkonzern Lufthansa, der immer noch stark von der COVID-19 Pandemie gebeutelt ist, hat das Geschäftsjahr 2021 beendet und den neuen Geschäftsbericht veröffentlicht.
Entwicklung des Umsatzes von Lufthansa:
Umsatz der Lufthansa Gruppe steigt um +23,7% auf 16,8 Mrd. EUR.
Liegt immer noch deutlich unter 2019 (36,5 Mrd. EUR).
Starkes Wachstum im Segment Cargo (3,8 Mrd. EUR vs. 2,8 Mrd. EUR im Vorjahr).
Entwicklung des operativen Ergebnisses von Lufthansa:
Operatives Ergebnis von 2,3 Mrd. EUR. Deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (-7,1 Mrd. EUR).
Grund sind höhere Umsätze als im Vorjahr, sowie Kosteneinsparungen (z.B. Personalabbau mit -1,8 Mrd. EUR)
Lufthansa Cargo mit Rekordergebnis (1,4 Mrd. EUR).
Lufthansa Technik und LSG mit positiven Ergebnisbeiträgen.
Network Airlines und Eurowings mit deutlichen Verlusten.
Quelle: Lufthansa Analystenpräsentation
Entwicklung des Nettoergebnisses von Lufthansa:
Nettoergebnis mit einem Verlust von -2,1 Mrd. EUR immer noch tiefrot, aber deutlich besser als im Vorjahr.
Free Cashflow negativ mit -700 Mio. EUR.
Entwicklung des Cashflows von Lufthansa:
Operativer Cashflow postitiv mit 618 Mio. EUR.
Ursache hierfür sehr hohe Anzahl an Buchungen für 2022, die schon gezahlt wurden (Effekt rund +2 Mrd. EUR).
Kapitalerhöhung durchgeführt mit 2,1 Mrd. EUR Einzahlungen
Hohe Nachfrage für Sommer 2022. Kapazitäten werden auf ca. 85% von 2019 hochgefahren.
Verkauf AirPlus und Teil-IPO von Lufthansa Technik weiterhin geplant.
Quelle: Lufthansa Analystenpräsentation
Unsere Meinung: Vor einiger Zeit stand Lufthansa kurz vor der Insolvenz, nun scheint das Unternehmen sich etwas stabilisiert zu haben. Der Reiseverkehr kommt langsam zurück und das verbessert die Situation ungemein. Die nun sehr hohe Verschuldung sieht allerdings sehr problematisch aus. Die Airline muss in neue effizientere Flugzeuge investieren und benötigt dafür Kapital. Auch das Thema Klimaschutz ist für die Luftfahrbranche kostspielig. Das Unternehmen hat großes Potenzial, jetzt muss der Luftverkehr wieder den Turnaround schaffen.
Der Modehändler Zalando hat ebenfalls seine Quartalszahlen und die Zahlen für das gesamte Jahr 2021 berichtet.
Entwicklung des Umsatzes von Zalando:
Umsatz von Zalando ist um +29,7% auf 10,4 Mrd. EUR gestiegen.
Anzahl der aktiven Kunden ist dabei um +25,3% auf 48,5 Mio. angewachsen.
GMV ist um +34,1% auf 14,3 Mrd. EUR gestiegen (10,7 Mrd. EUR im Vorjahr). GMV = Gross Merchandise Volume = Bruttowarenvolumen.
Quelle: Zalando Analystenpräsentation
Entwicklung des operativen Ergebnisses von Zalando:
Anstieg des operativen Ergebnisses um +15,7% auf 425 Mio. EUR.
Operative Marge sinkt auf 4,1%.
Logistikkosten sind im Verhältnis zum Umsatz gesunken, jedoch Anstieg bei Marketingkosten und Umsatzkosten.
Entwicklung des Nettoergebnisses von Zalando:
Nur leichte Verbesserung des Ergebnisses auf 283 Mio. EUR.
Nettomarge beträgt 2,7% (Vorjahr 3,5).
Höherer Steueraufwand und schlechteres Finanzergebnis Gründe für schlechteres Nettoergebnis.
Entwicklung des Cashflows von Zalando:
Operativer Cashflow steigt auf 616 Mio. EUR (+16,8%).
Free Cashflow steigt nur um +2,2% auf 283 Mio. EUR (FCF Marge 2,7%). Investitionen mit 240,4 Mio. EUR deutlich über dem Vorjahr (177,6 Mio. EUR).
Sonstige Entwicklung und Ausblick:
Aktienrückkaufprogramm über 200 Mio. EUR von Januar 2022 bis April 2022 beschlossen.
Ausblick auf 2022:
GMV Wachstum von +16% bis +23%.
Umsatzwachstum von +12% bis +19% erwartet.
Plattform/Marktplatzgeschäft wird weiter ausgebaut, Anzahl Partner von 5000 auf 5800 gestiegen, Anteil der Partner am GMV ca. 30%.
Quelle: Zalando Analystenpräsentation
Unsere Meinung: Zalando ist nicht nur ein Händler, sondern ein Marktplatz. Jetzt gilt es den Marktplatz mit Dritten Händlern zu füllen und entsprechende Provisionen zu erwirtschaften. Auch die Logistik muss ausgelastet werden, um die Logistikkosten pro Sendung weiter zu senken. Die Strategie von Zalando ist schlüssig und das Wachstum unserer Meinung nach weiterhin sehr gut.
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Die Analyse stellt keine Anlagenberatung dar oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der Aktie. Der Autor ist in Walmart investiert. Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise zur Aktienanalyse.