Allgemeines zur Carl Zeiss Meditec AG
Die Carl Zeiss Meditec AG ist ein deutsches Medizintechnikunternehmen mit Sitz in Jena. Es ist Teil der Zeiss Gruppe aus Oberkochen, die für ihre hochwertigen optischen Geräte weltweit bekannt ist. Die Carl Zeiss AG ist mit 59,1% an der Carl Zeiss Meditec AG beteiligt. Die restlichen 40,9% befinden sich im Streubesitz. Im Geschäftsjahr 2020/2019 hat das Unternehmen 3.290 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Carl Zeiss Meditec AG entwickelt, fertigt und vertreibt medizinische Produkte und Systeme für die Augenheilkunde sowie für die Neuro- und HNO-Chirurgie. Der Konzern und seine Produkte gelten als ein weltweiter Technologie- und Innovationsführer. Im Mittelpunkt stehen Systeme zur Diagnose von Krankheiten des Auges sowie Lasersysteme zu deren Therapie. Neben Komplettlösungen zur Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten bietet das Unternehmen Implantate und Verbrauchsgüter an. Hinzu kommen Visualisierungslösungen und Zukunftstechnologien wie die intraoperative Strahlentherapie. Zu den Kunden zählen niedergelassene Ärzte und Praxisgemeinschaften, Kliniken, Laseroperationszentren und Optiker.
Die Carl Zeiss Meditec AG steuert ihr Geschäft über zwei Segmente. Sämtliche Aktivitäten im Bereich der Augenheilkunde, wie beispielsweise Intraokularlinsen, chirurgische Visualisierungslösungen sowie medizinische Laser- und Diagnosesysteme, sind der SBU „Ophthalmic Devices“ zugeordnet. Das Segment „Microsurgery“ umfasst die Aktivitäten der Neuro-, Hals-, Nasen- und Ohrenchirurgie sowie die Tätigkeiten im Bereich der Intra-operativen Strahlentherapie.
Der Markt für Produkte für Augenheilkunde hat ein Gesamtvolumen von ca. 10,5 Mrd. EUR. Der Marktanteil von Carl Zeiss Meditec beträgt etwa 9%. Zu den wichtigsten wenigen Wettbewerbern gehören Alcon und Johnson & Johnson.
Der Markt für Produkte für Microchirurgie ist mit 1,9 Mrd. EUR deutlich kleiner. Hier hat das Unternehmen jedoch einen hohen Marktanteil von etwa 20%. Im Teilbereich Operationsmikroskopie ist man Weltmarktführer.
Der BVMED (Bundesverband Medizintechnik) schätzt für den weltweiten Medizintechnikmarkt bis 2024 ein Wachstum von ca. 6% pro Jahr.
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Carl Zeiss Meditec AG
Carl Zeiss Meditec hat im Geschäftsjahr 2020, das übrigens zum 30.09.2020 endete, einen Umsatz von ca. 1,3 Mrd. EUR (Vorjahr 1,5 Mrd. EUR) erzielt. Der Rückgang war auch die geringere Nachfrage in Folge der COVID-19 Pandemie zurückzuführen. Dementsprechend ist die Gross Margin von 57% im Vorjahr auf 55,8% gesunken.
Nach Abzug der Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen und der Kosten für Forschung & Entwicklung bleibt ein operatives Ergebnis von ca. 178 Mio. EUR übrig, was einer operativen Marge von 13,3% entspricht. Das Net Income betrug 123,4 Mio. EUR und die Net Margin somit 9,2%. Das entspricht einem Rückgang von 1,8pp gegenüber dem Vorjahr und ist im Allgemeinen ausschließlich auf die Pandemie zurückzuführen.
Das Unternehmen steuert das Geschäft über zwei Segmente Microsurgery und Ophthalmic Devices. Der Letztere trägt rund 74% der Umsatzerlöse bei, während Microsurgery nur 26% des Umsatzes ausmacht.
Der Ergebnisbeitrag der Segmente ist etwas unterschiedlicher. Hier kann der Bereich Ophthalmic Devices etwa in 2020 53% des Ergebnisses beitragen und Microsurgery etwa 47%. Insgesamt sind die operativen Margen im kleineren Segment etwas höher.
Der Umsatz ist geographisch relativ gleichmäßig verteilt. Rund 44% werden im asiatischen Raum erwirtschaftet, 27% in Europa, im Mittleren Osten und Afrika und 29% auf dem amerikanischen Kontinent.
Im Geschäftsjahr 2020 betrug der operative Cashflow rund 179 Mio. EUR und ist durch den Ergebnisrückgang rund -19% niedriger als im Vorjahr. Im Durchschnitt investiert die Gesellschaft rund 1,4% des Umsatzes in neue Anlagen. Der Free Cashflow betrug nach Abzug der Investition in Sachanlagen rund 149 Mio. EUR und war damit rund -25% geringer als im Geschäftsjahr 2020.
Inzwischen hat Carl Zeiss Meditec auch schon die Ergebnisse für das zweite Quartal 2021 (Ende März) veröffentlicht. Gegenüber dem Q2 2020, das gerade am Anfang der Pandemie stand, konnte ein Umsatzanstieg von +7% erzielt werden. Auch das operative Ergebnis, das Net Income, sowie der Cashflow konnten gegenüber dem Vorjahreshalbjahr deutlich gesteigert werden.
„Wir sind mit den Ergebnissen des ersten Halbjahres sehr zufrieden – alle Regionen haben einen Beitrag dazu geleistet, in Summe wieder ungefähr das Wachstumstempo, das wir auch vor der COVID-19-Pandemie hatten, zu erreichen. Die Beeinträchtigungen durch die Pandemie lassen allmählich nach“
Dr. Ludwin Monz – Vorstandsvorsitzender – Pressemitteilung zu Halbjahr
Ein kurzer Blick in die Bilanz verrät, dass die Eigenkapitalquote mit 72% sehr hoch ist. Der Anteil der zinstragenden Verbindlichkeiten beträgt lediglich 5,3%.
Auffällig ist der geringe Cashbestand. Das hat den folgenden Grund. Die Carl Zeiss Meditec Gruppe veräußert ihre Produkte teilweise über die Vertriebsgesellschaften der ZEISS Gruppe. Des Weiteren arbeitet sie bezüglich der Versorgung mit kurzfristigen Finanzmitteln und der Anlage überschüssiger Liquidität mit dem Konzern-Cash-Management zusammen. Die im Rahmen dieser Geschäftsbeziehung gewährten Kredite und angelegten Gelder werden als Verbindlichkeiten beziehungsweise Forderungen aus Finanzausgleich ausgewiesen und sind in der Regel täglich fällig beziehungsweise verfügbar. Zum Stichtag betrugen die Forderungen aus Finanzausgleich rund 704 Mio. EUR.
Eckdaten zur Carl Zeiss Meditec Aktie
Aktie | Daten |
---|---|
ISIN | DE0005313704 |
WKN | 531370 |
Ticker | XFRA:AFX |
Kurs zum Bewertungszeitpunkt (25.05.2021) | 148 EUR |
Aktuelle Dividende | 0,50 EUR |
Dividendenrendite | 0,34% |
Die Carl Zeiss Meditec Aktie ist im MDAX und im TecDAX gelistet.
Update fundamentale Kennzahlen Carl Zeiss Meditec
Die Tabellen enthalten die wichtigsten Kennzahlen aus dem kompletten Geschäftsjahr 2020 und den durchschnittlichen Werten der Jahre 2015 bis 2019 und bis 2020.
Profitabilität
Die Profitabilität, ausgedrückt als Net Margin, Operating Margin und Free Cashflow Margin, ist insgesamt als sehr gut zu bewerten. Das Unternehmen erwirtschaftet sehr konstant und verlässlich sehr gute Margen. Das Jahr 2020 war nur etwas schwächer als die Jahre zuvor.
Rentabilität
Die Rendite auf das eingesetzte Kapital von Carl Zeiss Meditec ist sehr gut und liegt in jedem Jahr im Analysezeitraum über den Kapitalkosten. So kann das Unternehmen das eingesetzte Kapital (ROIC) im Durchschnitt mit 10% verzinsen.
Verschuldung
Im Grunde ist die Carl Zeiss Meditec AG schuldenfrei. Die Verbindlichkeiten sind sehr gering und könnten jederzeit getilgt werden.
Wachstum
Das Geschäftsjahr 2020 verfälscht die Entwicklung des Wachstums von Carl Zeiss Meditec sehr stark. Vor der COVID-19 Krise ist das Medizintechnikunternehmen im Analysezeitraum sehr ordentlich gewachsen.
Im nächsten Schritt nehmen wir diese Information mit in die Bewertung der Aktie.
Dividende
Die Dividendenrendite beträgt momentan ca. 0,34%. Es wird eine Dividende in Höhe von 0,50 EUR je Aktie für das abgelaufene Geschäftsjahr erwartet.
Update Bewertung Carl Zeiss Meditec Aktie
Basierend auf den neuen Erkenntnissen haben wir unser DCF Modell angepasst. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf unser Baseline Szenario. Das ist das mittlere Ergebnis aus 25 verschiedenen Szenarien, das von diesen die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit hat.
Wir ermitteln den Fair Value für drei verschiedene Zeitpunkte: t+0 steht für heute, t+1 für in einem Jahr und t+2 für in zwei Jahren.
Baseline Szenario
Den Wachstumsfaktor für den Terminal Value haben wir auf 3,85% gesetzt. Der WACC beträgt für unsere Berechnungen 5,838%.
Wir gehen von einem Umsatz in 2021 von 1,6 Mrd. EUR aus, der bis 2025 auf 2,1 Mrd. EUR steigen wird.
Für 2021 schätzen wir nun Owners Earnings i.H.v. 131,4 Mio. EUR und für 2025 i.H.v. 231,6 Mio. EUR.
Diese Prognose führt zu einem Equity Wert i.H.v. 8,9 Mrd. EUR. Somit beträgt der Fair Value je Aktie rund 100 EUR. Angesichts des momentanen Kurses ist die Aktie unserer Einschätzung nach überbewertet.
Wert | Betrag |
---|---|
Fair Value Q2 2021 (t+0) | 100 EUR |
Fair Value in 1 Jahr (t+1) | 105 EUR |
Fair Value in 2 Jahren (t+2) | 112 EUR |
Aktienkurs aktuell (17.04.2021) | 148 EUR |
Die Margin of Safety beträgt zum Analysezeitpunkt ca. 67%. Für den Zeitpunkt in einem Jahr beträgt sie 70% und in zwei Jahren 75%.
Hinweis: Die Margin of Safety wird wie folgt berechnet: Fair Value / Aktienkurs. Ist die Margin of Safety kleiner als 100% so ist von einer Überbewertung der Aktie auszugehen. Ist die Margin of Safety dagegen größer als 100%, kann von einer Unterbewertung der Aktie gesprochen werden.
DCF Szenarien Übersicht
Zur Übersicht über die anderen Szenarien möchten wir kurz die Bandbreite der Prognosen und die Quantile für den Fair Value darstellen.
Die ermittelten Fair Values sind nach Quantilen der folgenden Tabelle zu entnehmen.
Das 50% Quantil bedeutet, dass die Hälfte der Ergebnisse zu einem höheren Wert geführt hat und die andere Hälfte zu einem niedrigeren. Das 10% Quantil würde aussagen: 10% der Prognosen führen zu einem Fair Value unter 87 EUR und 90% zu einem höheren. Das 90% Quantil sagt aus, dass 90% aller Ergebnisse niedriger als 114 EUR sind und nur in 10% der Fälle der Wert höher ist.
Fazit und Prognose zur Carl Zeiss Meditec Aktie
Der Medizintechnikspezialist der Zeiss Gruppe aus Oberkochen ist ein Paradebeispiel des deutschen mittelständischen Weltmarktführers. Das Unternehmen ist in seinem Nischenbereichen Technologie- und Innovationsführer und wird vom weltweiten Megatrend Medizintechnik einen Teil am Kunden einfordern und abkriegen. Dafür ist Carl Zeiss Meditec sehr stark aufgestellt führt seine Erfolge jährlich fort. Die Strategie der Managements auch mehr und mehr die Digitalisierung und Vernetzung der Produkte zu verbessern, trägt Früchte. Darüber hinaus ist man für einen hervorragenden Kundenservices bekannt.
„Trotz der Pandemie verfolgte die Carl Zeiss Meditec ihre Strategie konsequent weiter. Diese basiert auf den Pfeilern marktgestaltender Innovationen, digitaler Lösungen & Plattformen sowie Kundenservices. Wir hielten an unseren zentralen strategischen Entwicklungsprojekten fest, um auch im aktuell sehr schwierigen Umfeld weiter die strategische Position des Unternehmens auszubauen.“
Vorstandsvorwort – Geschäftsbericht 2020/2019
Die fundamentalen Kennzahlen lassen keine Schwäche erkennen. Das Unternehmen ist sehr profitabel, rentabel, wächst sehr solide und hat keine Schulden. Wäre da nicht die sehr hohe Bewertung, die am Aktienmarkt schon über einen längeren Zeitraum hält.
Auf Basis der momentanen Informationen halten wir die Aktie zum heutigen Zeitpunkt für überbewertet. Wir gehen davon aus, dass sich der Unternehmenswert in den kommenden Jahren durchaus weiter steigern wird. Im Verhältnis zu den geschätzten Fair Values in den kommenden beiden Jahren wirkt die Aktie allerdings trotzdem überbewertet.
Vielen Dank für ihr Interesse und fürs Lesen!
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Die Analyse stellt keine Anlagenberatung dar oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der Aktie. Der Autor ist in diese Aktie nicht investiert.
Quelle Beitragsbild: CANVA, Pressefotos auf Investor Relations Website