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Aktienanalyse

Walmart vs. Target vs. Kroger

Der große Aktienvergleich

In den vorangegangenen Posts haben wir nacheinander die Aktien der großen US-Einzelhändler Walmart, Target und Kroger analysiert. Wer sie noch nicht gelesen hatte, sollte das jetzt noch schnell tun:

Alle drei Unternehmen haben Stärken und Schwächen. Für sich betrachtet ist es schwer herauszufinden ob ein Investment sich lohnt, da ein Vergleich zum Wettbewerb fehlt. 3% Net Margin können gut sein, wenn die Konkurrenz nur 1% hat, können aber auch eine Katastrophe sein wenn die Konkurrenz 5% hat. Daher betrachen wir nun mal alle drei Unternehmen gemeinsam und schauen uns an Welches sich behaupten kann.

Wir schauen uns für den Vergleich folgende Bereiche an:

  • Marktstellung
  • Wachstum
  • Profitabilität
  • Rentabilität
  • Kapitalstruktur

Für jede dieser Bereiche gibt es geeignete Kennzahlen, die wir ermitteln und vergleichen werden.


Marktstellung

Um die Marktstellung der Unternehmen zu bestimmen, vergleichen wir zunächst relativ simpel die Anzahl der Märkte.

Walmart Kroger Target Filialen

Wie schon vermutet ist die Anzahl der Märkte, die Walmart betreibt, deutlich höher als von Target und Kroger. Walmart hat 2,5 mal mehr Märkte als Target und Kroger gemeinsam. Das spiegelt sich auch am Marktanteil der drei Unternehmen wieder.

Walmart Kroger Target Marktanteile

Das Diagramm zeigt nicht den Anteil am Gesamtmarkt, sondern den Anteil an der Summe der Umsatzerlöse der drei Unternehmen. Hier erzielt Walmart knapp 72% des Umsatzes, Kroger 17% und Target 11%.

Eine wichtige Kennzahl um Einzelhändler zu analysieren ist der Umsatz pro Markt und dessen zeitliche Entwicklung. Hier sieht man sehr stark, dass Walmart den Umsatz je Filiale in den letzten Jahren deutlich steigern konnte. Das liegt einerseits daran, dass die Anzahl der Märkte stagniert und andererseits daran,dass das Ecommerce Business stark gefördert wurde.

Walmart Kroger Target Umsatz je Filiale
in Millionen USD

Eine ähnliche Tendenz sieht man bei Target, wo Onlineverkäufe immer wichtiger werden. Bei Kroger, der eher auf Lebensmittel fokussiert ist, ist die Entwicklung nur sehr schwach, eher stagnierend. Umsatzwachstum wird eher durch den Bau neuer Filialien erreicht.

Wachstum

Die Marktstellung und das Wachstum hängen miteinander zusammen. Das Umsatz- und Gewinnwachstum sind für uns am entscheidensten. Diese haben sich bei den drei Unternehmen wie folgt entwickelt:

Walmart Kroger Target Wachstum
CAGR Umsatz und Net Income

Alle drei Wettbewerber können einen Umsatzwachstum verzeichnen, wenn auch keinen besonders signifikanten. Überraschend ist, dass Walmart trotz seiner Größe stärker wächst als der kleine Konkurrent Target. Das stärkste Umsatzwachstum hatte Kroger. Dieses wurde jedoch teuer erkauft, was am Gewinnwachstum zu sehen ist. Diese ist mit fast -6% am schlechtesten. Auch Target kommt der harte Wettbewerb teuer zu stehen und ist in den vergangen 5 Jahren um knapp 0,4 % geschrumpt. Nur Walmart konnte ein minimales Gewinnwachstum verzeichnen.

Walmart Kroger Target Investitionen

Die Investitionen in neue Märkte geben in diesem Zusammenhang auch einen guten Indikator für die Wachstumsstrategie. Man sieht, dass insbesondere Target in den vergangen Jahre bis zu 4,65% des Umsatzes in neue Märkte und die Modernisierung bestehender Märkte investiert hat. Kroger hat insbesondere 2015 und 2016 viel für die Investition ausgegeben, was auch am Anstieg der Anzahl der Märkte von 2625 in 2015 auf 2796 in 2016 deutlich wird. Das ist ein Anstieg von 171 Märkten oder relativ gesehen um 6,5%. Walmart hat sich eher zurückgehalten und ins Ecommerce Business investiert.

Zwischenfazit

Der Markt wird klar durch Walmart beherrscht, dass trotz des hohen bestehenen Marktanteils weiter wachsen kann und dabei auch ein Gewinnwachstum verzeichnet. Der US-Markt ist traditionell sehr stark von der Binnennachfrage abhängig, jedoch ermöglichen eine stetig wachsende Bevölkerung und neue Produkte auch ein Wachstum in der Zukunft. Vor allem der Bereich Ecommerce wird sehr wichtig sein.

Profitabilität

Wir messen die Profitabilität der Unternehmen mittels 4 wichtiger Kennzahlen, die uns u.E.n. auch einen Hinweis auf die Position im Wettebwerb geben.

Gross Margin

Die Gross Margin beschreibt, wie hoch die direkte Marge für die einzelnen Produkte sind, die die Einzelhändler verkaufen. Diese kann zwei Tatsachen widerspiegeln, die die Marktmacht der Händler beschreibt. Eine hohe Gross Margin kann einerseits bedeuten, dass der Händler relativ hohe Preise am Markt erreichen kann oder andererseits einen hohe Einkaufsmacht hat und die Preise bei den Liefranten entsprechend drücken kann, ganz nach dem Motto „im Einkauf liegt der Gewinn“.

Walmart Kroger Target Gross Margin

Target erreicht in den letzten 5 Jahren die mit Abstand höchste Gross Margin, Kroger die schlechteste. Bei Kroger ist auch ein Grund, dass der Fokus auf dem eher margenschwachen Lebensmittelhandel liegt. Walmart hat zwar deutliche Größenvorteile gegenüber den anderen, kann dies aber nicht in der Gross Margin deutlich machen. Target verkauft vor allem im Bereich Kleidung höherwertige Ware als Walmart und kann unter anderem aus diesem Grund höhere Margen durchdrücken. Was auffällt ist, dass bei Walmart die Gross Margin in den letzten 4 Jahren kontinuierlich sinkt. Das liegt auch an den steigenden Logisitikkosten für den Ecommerce Vertrieb. Unterschiede in den Margen ergeben sich auch durch das Bestandsmanagement der Unternehmen.

Selling and general Administration costs

Wir analysieen die Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen als Anteil am Umsatz. Dieser sagt unter anderem aus, wie effezient der Vertrieb und die Verwaltung organisiert sind. Auch Werbeaufwand ist hier enthalten. Je höher der Wert, desto schlechter.

Walmart Kroger Target SGA

In diesem Fall hat Kroger die Nase vorn und arbeitet am effizientesten. Durch diese Effizienz ist es auch eher möglich den Kunden geringere Preise zu ermöglichen, was wiederrum die niedrige Gross Margin erklären würde. Ganz im Gegenteil sieht es bei Target aus, die einen relativen hohen Anteil an SGA Kosten haben. Für die höherpreisigen Produkte wird auch entsprechend geworben. Walmart bewegt sich wie bei der Gross Margin in der Mitte, arbeitet aber angesichts der unglaublichen Größe des Konzern sehr effizient.

Net Margin

Die Net Margin als ultmative Marge stellt dar, wie viel am Ende vom Umsatz als Gewinn übrig bleibt.

Walmart Kroger Target Net Margin

Hier setzt sich Target wieder klar durch. Die höherpreisigen Produkte zahlen sich aus und machen die höheren Verwaltungsaufwendungen mehr als wett. Walmart hatte in 2018 einen Einbruch, durch hohe Einmalaufwendungen, die mit Desinvestitionen in Brasilien zusammenhingen. Krogers margenschwacher Lebensmittelhandel führen auch in diesem Fall zur niedrigsten Net Margin.

Free Cashflow Marge

Die Free Cashflow Marge beschreibt, wie viel USD von jedem USD Umsatz nach Invesitionen übrig bleibt. Sie ist im Grunde genommen eine der wichtigste Kennzahl, denn Liquidität ist das entscheidende für den unternehmerischen Erfolg und den für die Aktionäre.

Walmart Kroger Target Free Cashflow

Sie stellt sich ähnlich da wie die Net Margin. Target hat von jedem umgesetzten USD im letzten Jahre ca 5 Cent zur freien Verfügung, Wal Mart ca. 3 Cent und Kroger etwas weniger als 2 Cent. Das ist nicht sehr viel, aber in einem margenschwachen Geschäft wie dem Handel, bei dem es auf Volumen ankommt, sehr verständlich.

Rentabilität

Für die Messung der Rentabilität nutzen wir zwei Kennzahlen, den Return on Equity und den Return on Tangible Assets.

Walmart Kroger Target Rentabilität

Target schafft es das eingesetzte Eigenkapital it 27% zu verzinsen und eine Rendite auf das eingesetzte Sachanlagevermögen von 12,48%. Da ist jeder USD gut angelegt. Doch auch Walmart schlägt sich gut. Nur Kroger fällt bei ROTA mit 5,27% negativ auf, da es deutlich schlechter ist als bei Walmart und Target.

Kapitalstruktur

Value Investoren suchen nicht nur nach rentablen und profitablen Unternehmen, sondern auch nach Unternehmen mit gesunden Bilanzen. Das messen wir mittels zwei wichtiger Kennzahlen. Dem „Gearing“, also einer abgewandelten Form des Verschuldungsgrades, bei dem nur zinstragende Schulden, die nicht Working Capital sind, ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt werden. Und weiterhin die Debt/Free Cashflow Ratio, bei der gemessen wird in wie viel Jahren die bestehenden zinstragenden Verbindlichkeiten mit dem freien Cashflow getilgt werden könnten.

Walmart Kroger Target Verschuldung

Walmart hat trotz seiner Größe die niedrigsten Schulden und kann diese binnen 3 Jahre tilgen. Bei Kroger sieht es eher schlecht aus. Der Verschuldungsgrad ist hoch und mit dem Free Cashflow aus 2019 würde Kroger fast 7 Jahre benötigen um seine Schulden zu tilgen. Target fällt hier auch wieder positiv auf.

Fazit des großen Aktienvergleichs

Mit dieser kurzen Analyse wollten wir darstellen, wie wichtig einerseits die fundamentale Analyse ist und auch der Vergleich mit der Peer Group. Aus Sicht eines Value Investors sehen insbesondere Walmart und Target sehr interessant aus. Kroger fällt etwas aus der Reihe, da das Gewinnwachstum sehr schlecht ist und das Unternehmen hohe Schulden hat. Die Profitabilität ist auch nicht optimal.

Übrig bleiben Walmart und Target. Walmart als der Riese unter den Einzelhändlern, der immer noch stark wächst, eine sehr solide Bilanz hat und sehr profitabel und rentabel arbeitet. Darüber hinaus haben sie durch das große Filialnetz eine große Marktmacht, das man durchaus als Burggraben interpretieren kann. Auch das große Logistiknetz ist nicht zu vergessen. Target ist zwar deutlich kleiner, hat aber bessere Margen und ist rentabler. Erstaunlicherweise ist das Umsatzwachstum geringer als bei Walmart. Beide Aktien sind sehr interessant und abhängig von der eigenen Sicherheitsmarge durchaus eine Überlegung für ein Investment wert. Um dies zu vervollständigen ist immer die Ermittlung des intrinsischen Wertes sehr wichtig. Unsere aktuellen Analysen finden Sie oben im Artikel verlinkt.

Vielen Dank für ihr Interesse und fürs lesen!