Einleitung
Die letzte Aktualisierung der PayPal-Aktie liegt einige Zeit zurück. Der US-Finanzdienstleister ist aus dem Checkout beim Einkaufen im Internet nicht mehr wegzudenken und hat eine enorme Bedeutung erlangt. Allerdings ist die Konkurrenz in diesem Bereich sehr groß, was seit einiger Zeit an der Profitabilität und dem Wachstum von PayPal nagt. So ist auch der Aktienkurs stark gefallen.
Nun hat sich einiges getan und es ist Zeit für ein Update zu PayPal. Viel Spaß beim Lesen!
PayPal Aktie
PayPal Aktie | |
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Investor Relations Website | Link |
Letzter Geschäftsbericht | Link |
ISIN | US70450Y1038 |
Ticker | PYPL |
Marktkapitalisierung | 67,2 Mrd. USD |
Enterprise Value | 68,1 Mrd. USD |
Finanzielle Entwicklung im GJ 2022
Zunächst ein Blick auf die Zahlen des Geschäftsjahres 2022 von PayPal, in Klammern die Differenz zum Vorjahr.
- Umsatz: 27,5 Mrd. USD (+8,5%)
- EBITDA: 4,9 Mrd. USD (-5,4%)
- EBITDA Marge: 17,9% (VJ 20,6%)
- Operatives Ergebnis: 4,0 Mrd. USD (-6,4%)
- Operative Marge: 14,7% (VJ 17,0%)
- Ergebnis: 2,4 Mrd. USD (-42%)
- Nettomarge: 8,8% (VJ 16,4%)
- Nettomarge (normalisiert): 9,5% (VJ 10,3%)
- Operativer Cashflow: 5,8 Mrd. USD (+0,3%)
- Freier Cashflow: 5,1 Mrd. USD (+4,5%)
- Liquide Mittel: 10,8 Mrd. USD
- Nettoverschuldung: 687 Mio. USD
- Eigenkapital: 20,2 Mrd. USD
- ROIC: 12,7% (VJ 13,6%)
Sonstige wirtschaftliche Entwicklungen im GJ 2022
Wichtige Kennzahlen
- Aktive Accounts: 435 Mio. (+2,1%)
- Number of Payment Transactions: 22,4 Mrd. (+15,5%)
- Total Payment Volume: 1,357 Mrd. (+8,9%)
- Number of Transactions per active account: 51,4 (+13,2%)
Sonstige Entwicklungen in 2022
- Operative Kosten: Die operativen Kosten gingen auf 2,7 % zurück, nachdem sie im Vorjahr um 20 % gestiegen waren. Dies ist auf Kostensenkungsmaßnahmen zurückzuführen, die Einsparungen in Höhe von mehr als 900 Mio. USD ermöglichten.
- Shareholder Returns: Durch Aktienrückkäufe wurde Kapital in Höhe von 4,2 Milliarden US-Dollar an die Aktionäre zurückgegeben, was mehr als 80 Prozent des freien Cashflows von 5,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 entspricht.
- Kosteneinsparungen und Personalabbau: Für 2023 wurden zusätzliche Kosteneinsparungen in Höhe von 600 Millionen US-Dollar identifiziert, die zu den bereits erzielten Einsparungen in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar hinzukommen. Dazu gehört die Entscheidung, die Zahl der Mitarbeiter um 7 Prozent zu reduzieren und die Ausgaben für externe Zulieferer und Immobilien zu senken.
- Ausblick 2023: Im Earnings Call Q4 2022 erläutert der CEO die konservativen Planungsannahmen eines mittleren einstelligen Umsatzwachstums und die hohe Zuversicht, den Gewinn pro Aktie steigern zu können. Es wird erwartet, dass die nicht transaktionsbezogenen betrieblichen Aufwendungen im Vergleich zum Vorjahr im hohen einstelligen Prozentbereich zurückgehen werden, was zu einer Margenausweitung von rund 125 Basispunkten und einem Wachstum des Non-GAAP EPS von 18 % führen wird.
- Technologie- und Produkt-Updates: Das Unternehmen wird weiterhin in die Modernisierung des Checkout-Erlebnisses und die Skalierung des Wachstums von Braintree investieren. Das Unternehmen plant die Einführung von PayPal Complete Payments (PPCP), das den adressierbaren, ungebrandeten Markt um bis zu 750 Milliarden US-Dollar erweitern wird. Darüber hinaus werden Anstrengungen unternommen, um das Angebot an digitalen Geldbörsen und Person-to-Person-Diensten (P2P) zu verbessern.
- Modernisierung von Altsystemen: Bis zum Ende des ersten Quartals wird das Unternehmen die vollständige Umstellung seines Zahlungssystems abgeschlossen haben. Ziel ist es, bis 2023 rund 50 % der 100 größten Händler auf die neueste Kassenintegration umzustellen.
- CEO-Nachfolge: Der CEO wird seine Funktion als Präsident und CEO von PayPal zum Jahresende abgeben. Der Verwaltungsrat wird genügend Zeit haben, um eine gründliche Suche durchzuführen und einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
- Langfristiger Ausblick: Trotz des unsicheren makroökonomischen Umfelds ist das Management optimistisch in Bezug auf zukünftiges Wachstum, unterstützt durch die Kostenstruktur, die Roadmap zur Verbesserung des Kundenerlebnisses und das Potenzial, gestärkt aus dem wirtschaftlichen Abschwung hervorzugehen.
Wie gehts es weiter in 2023?
Q1 2023 Zahlen
- Anzahl der aktiven Konten im Vergleich zu Q1-2022 um +1% gestiegen, im Vergleich zu Q4-2022 jedoch leicht rückläufig.
- Anzahl der Zahlungstransaktionen +13%.
- Total Take Rate (Revenue Margin) weiter auf unter 2% gesunken. Transaction Take Rate ebenfalls auf 1,8% gesunken.
- Transaction Expense Rate auf 0,93% gestiegen.
- Der Umsatz stieg im ersten Quartal währungsbereinigt um 10 % und zu aktuellen Wechselkursen um 9 % auf 7,04 Mrd. US-Dollar, was einem Umsatzwachstum von 15 % bzw. 20 % (ohne eBay) im Dreijahresvergleich entspricht.
- Die Transaktionsumsätze stiegen um 6 Prozent auf 6,4 Milliarden US-Dollar, was vor allem auf das Volumen der markenunabhängigen Abwicklung zurückzuführen ist. Der Umsatz mit sonstigen Mehrwertdiensten stieg um 39 % auf 676 Millionen US-Dollar.
- Der Umsatz in den USA stieg um 13 %, während der Umsatz im internationalen Geschäft sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch zum Vorquartal um 3 % (währungsbereinigt) bzw. 7 % (währungsbereinigt) zunahm.
- Das markenungebundene Verarbeitungsvolumen wuchs stärker als das markengebundene.
- Das Unternehmen erwartet eine anhaltende Verschiebung im Produktmix, geht aber davon aus, dass sich die Leistung durch die Umsetzung von Strategien zur Steigerung der Profitabilität verbessern wird.
- Die nicht transaktionsbezogenen betrieblichen Aufwendungen sanken auf Non-GAAP-Basis um mehr als 12 Prozent, was zu einem Anstieg des Non-GAAP-Betriebsergebnisses um 19 Prozent auf 1,6 Milliarden US-Dollar führte.
- Der Non-GAAP-Gewinn je Aktie lag im ersten Quartal bei 1,17 US-Dollar und damit um 33 Prozent über dem Vorjahreswert. Das Unternehmen verfügte zum Quartalsende über Barmittel, Barmitteläquivalente und Investitionen in Höhe von 15,3 Milliarden US-Dollar und erwirtschaftete im Quartal einen Free Cash Flow von 1 Milliarde US-Dollar.
- Das Unternehmen ist davon überzeugt, dass die Breite und Tiefe seiner digitalen Zahlungsplattform einen starken Wettbewerbsvorteil darstellt und dass seine Strategie zu einer erheblichen und nachhaltigen Wertschöpfung für seine Aktionäre führen wird.
Alles in allem ein recht ordentliches Quartal für PayPal, aber das Kerngeschäft kämpft weiterhin mit einer sich verschlechternden Rentabilität. Die Take Rate sinkt weiter und die Expense Rate steigt. Die Transaction Margin wird also sowohl von der Ertrags- als auch von der Kostenseite stark unter Druck gesetzt. Es wird sehr schwierig werden, die Profitabilität zu halten.
Ausblick auf 2023
- Für das zweite Quartal erwartet das Unternehmen ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von etwa 7,5 % bis 8 % und ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 6,5 % bis 7 %. Der Non-GAAP-Gewinn je Aktie soll zwischen 1,15 und 1,17 US-Dollar liegen.
- Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen nun mit einem Anstieg des Non-GAAP-Ergebnisses je Aktie um 20 % auf etwa 4,95 US-Dollar, was einer Steigerung um 2 Prozentpunkte gegenüber der im Februar veröffentlichten Prognose entspricht.
- Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen nun mit einem Anstieg des Non-GAAP-Gewinns je Aktie um 20 Prozent auf etwa 4,95 US-Dollar, was einer Steigerung um 2 Prozentpunkte gegenüber der im Februar veröffentlichten Prognose entspricht.
Fundamentale Kennzahlen und Fair Value der PayPal Aktie
Die Rentabilität und Profitabilität von PayPal ist grundsätzlich gut. Besonders stark ist die Generierung von Free Cash Flow. Die Frage ist, ob PayPal dieses Niveau halten kann.
Positiv zu vermerken ist, dass die CAPEX-Ausgaben auf etwa gleichem Niveau bleiben und auch Wachstum ohne Erhöhung möglich ist. Allerdings steigt der Bedarf an Working Capital weiter an, auch getrieben durch „Buy now, pay later“.
Dies kann durchaus Auswirkungen auf die Cash-Generierung haben. Die untere Grafik zeigt, dass sich die Free Cashflow-Marge in den letzten Quartalen eher verschlechtert hat, während der Bedarf an Working Capital gestiegen ist.
Um den Fair Value mittels DCF Verfahren zu ermitteln, berechne ich wie immer mehrere Szenarien und schätze den fairen Wert pro Aktie heute und in zwei Jahren.
Der Base Case stellt das Basisszenario dar und basiert auf normalisierten Gewinnen mit durchschnittlichen Margen der letzten Jahre. Im Bull Case gehe ich von höheren Margen und einer +10% stärkeren Umsatzentwicklung als im Base Case aus. Im Bear Case verhält es sich genau umgekehrt, hier schätze ich geringere Margen und eine Umsatzentwicklung von -10% im Vergleich zum Base Case.
Der aktuelle Aktienkurs liegt bei ca. 60 USD, somit ist die Aktie in allen Szenarien unterbewertet.
Szenario | Fair Value t | Fair Value t+2 |
---|---|---|
Base Case | 88 USD | 97 USD |
Bull Case | 99 USD | 110 USD |
Bear Case | 77 USD | 85 USD |
Fazit zur PayPal Aktie
PayPal bleibt trotz eines verlangsamten, aber positiven Wachstums ein führendes Unternehmen im Bereich des digitalen Zahlungsverkehrs. Das Nutzerwachstum ist zwar nicht sehr stark, aber die steigende Teilnahme und das daraus resultierende höhere Transaktionsvolumen sind ein positives Zeichen für das Unternehmen.
Dennoch steht PayPal vor einigen Herausforderungen. Die Take Rate ist unter Druck, was dazu führt, dass trotz des steigenden Transaktionsvolumens der Umsatz nicht mehr so stark wächst. Gleichzeitig ist die Transaction Expense Rate nach wie vor zu hoch und zeigt eine steigende Tendenz, was den Druck auf die Profitabilität des Unternehmens erhöht. Besonders hervorzuheben ist, dass Produkte mit geringerer Take Rate schneller wachsen, was den Druck auf die Profitabilität weiter erhöht. Ein oft übersehener Kostenfaktor ist die relativ hohe Stock Based Compensation bei PayPal.
Ein Lichtblick ist die starke Generierung von Free Cash Flow. Dies ist jedoch mit der Notwendigkeit verbunden, erhebliche Mittel für Aktienrückkäufe aufzuwenden, um die Verwässerungseffekte aus den aktienbasierten Vergütungen auszugleichen.
Darüber hinaus könnten Kostensenkungen, insbesondere durch Personalabbau, die Rentabilität etwas stärken, auch wenn dies mit einem gewissen Beigeschmack verbunden ist.
Der bevorstehende CEO-Wechsel könnte dem Unternehmen neue Impulse geben. Trotz der Herausforderungen erscheint die Aktie attraktiv bewertet. Steigende Zinsen und eine meine unterschätzte Wachstumsverlangsamung haben den fairen Wert jedoch deutlich reduziert. Dennoch erscheint die Aktie weiterhin unterbewertet.
Auch wenn der große Turnaround ungewiss ist, bleibt die Aktie im Verhältnis zu ihren Multiplikatoren so günstig wie nie zuvor. Es ist daher wichtig, diese Faktoren sorgfältig zu berücksichtigen, bevor man eine Entscheidung trifft. Anleger sollten die Entwicklung von PayPal und des Gesamtmarktes im Auge behalten.
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Die Analyse stellt keine Anlagenberatung dar oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der Aktie. Der Autor ist in die Aktie investiert.
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